Neue Hilferufe aus Asien und ein Brief von Jakob Funk aus Nikolaipol, Aulie - Ata in "Christlicher Bundesbote" vom
vom 1 August 1884, Nr. 15, S. 5 und 1 September 1884, Nr. 17, S. 6
1 August 1884, Nr. 15, S. 5
dazu s. Bericht
1 September 1884, Nr. 17, S. 6.
Neue Hilferufe aus Asien.
Noch hat die erste Reisegesellschaft der asiatischen Emigranten (von Chiwa) nicht ihr Reiseziel erreicht, und die zweite Partie (von Aulie - Ata) die Reise nicht begonnen, und schon meldet sich die dritte Gesellschaft und sucht um Hilfe nach. Dieses kommt uns zwar keineswegs unerwartet, aber doch scheint uns die Hilfebedürftigkeit der Hilfemöglichkeit voraus in eilen, denn nach den Schwierigkeiten zu schließen, welche die Aufbringung der Hilfsgelder für die erste Reisegesellschaft aus Chiwa und die ersten 12 Familien aus Aulie – Ata den Gemeinden und Hilfscomiteen gemacht hat, dürfte es noch schwerer halten, die Mittel für die nachgehends genannten, um Hilfe nachsuchenden Familien zusammenzubringen. Indeß, bei Gott ist ja kein Ding unmöglich, und auch dem, der da glauben, sind alle Dinge möglich, und wenn es anders Gottes Wille ist, auch die nachgenannten Familien nach Amerika zu bringen, so wird er es auch gewißlich thun, indem er die Freudigkeit zum Geben in unsern Gemeinden weckt und alle unseren kurzsichtigen Blicken sich zeigenden Schwierigkeiten aus dem Wege räumt. Das Amerikanisch Mennonitische Hilfscomite ist ja nach wie vor gerne bereit, weitere Gaben in Empfang zu nehmen und dieselben ihrer Bestimmung gemäß verwenden, die Hilfeleistung soweit als möglich auszudehnen und mit dem Wunsch und der Hoffnung, daß auch der nachstehende Hilferuf nicht vergebens zu ertönen braucht, unterbreiten wir denselben allen Lesern in unseren Gemeinden, überhaupt allen, die zu helfen sich bereit finden lassen.
Nikolaipol, bei Aulie – Ata, 25. Juni 1884.
Da ich mich schon lange mit dem Gedanken über Amerika umher getragen habe, so kann ich nicht länger schweigen. Wende mich zunächst an Sie und frage, ob auch noch für mich und für alle, deren Namen sich hier befinden, Hilfe und Rath sein wird. Lange habe ich nicht gewußt ob ich ziehen durfte, jetzt aber, da ich damit in`s Reine gekommen bin, habe ich mir festgesetzt bis zum Frühjahr, wird der Herr es so führen, daß die Mittel, die man bei`m Ziehen nöthig hat, sich finden werden, so darf ich mit Freudigkeit diesen Weg ziehen. Sie werden wohl fragen: warum jetzt nicht? Wir haben uns mit diesem Zug oder Gesellschaft, welche Ihnen schon bekannt ist, nicht gleich gemeldet und jetzt ist es schon zu spät. Daher bitten wir, es uns nicht über zu deuten; denn es gibt für diese schon viel Arbeit, daß sie schon spät werden wegkommen, sie sind jetzt mit der Arbeit, Päße auszulösen, beschäftigt. Die sich einig sind das nächste Frühjahr, so Gott seinen Segen dazu gibt, zu ziehen, sind folgende:
Thomas Koop,
Gerhard Koop,
Leonhard Dück (nach meinem Wissen, ist er in Aulie – Ata geblieben – E.K.),
Peter Wedel,
Jakob Stobbe,
Heinrich Funk,
Wilhelm Berg,
Johann Neufeld,
Siebert Görzens (Familie) und
Cornelius Janzen,
letzterer noch ledig. Er ist hier Lehrer in der Dorfschule, würde auch dort, wenn Gott ihn diesen Weg gehen läßt, gerne eine Stelle als Lehrer bedienen.
Andreas Buller wünscht auch dorthin zu ziehen und lebt in der Hoffnung, noch mit diesen zu kommen. Dann sind noch mehrere Familien, die jetzt in der Prüfungszeit stehen.
Wenn Sie fragen, warum ich ziehen will, darf ich etwas von diesem anführen. Nach meiner Ueberzeugung sind wir von dem Dienst, dem die Brüder in Amerika aus dem Wege gezogen sind, nicht frei und ich denke es wird für uns hier noch schwerer werden. Zum Andern ist es das irdische Fortkommen. Wenn ich in die Zukunft blicke, scheint mir nur dunkel. Zu unserem eigenen Brod können wir endlich kommen, aber die Kleider, wo sollen die herkommen? Der Absatz ist zu klein. Bringt einer oder zwei eine und dieselbe Ware oder Produkte zur Stadt, so haben sie genug, und der Arme, der mit seinen Produkten nicht so schnell fertig wird, hat keine Einnahme. Muß noch sagen, daß es schon gut zu spüren ist, daß die Collekte nicht mehr so häufig kommt und wie wird es sein, wenn sie gar nicht mehr kommt? Was mich sonst noch hauptsächlich von hier forttreibt, werde ich sagen, wenn ich in Eurer Mitte sein werde. Werden sie und die Brüder in Amerika für uns auch noch Liebe haben und uns hinhelfen? Denn aus unserer Mitte können wir Nichts nehmen. Möchten sie uns auf dieses Schreiben bald berichten! Wir fangen jetzt schon an damit zu wirken, damit wir, wenn es Gottes Wille ist, daß wir ziehen dürfen, im Frühjahr früh abreisen können.
Selbiges schreibt und wünscht Euer Mitpilger nach Zion
Jakob Funk.