Nachrichten aus Asien in "Christlicher Bundesbote"

Abgeschrieben von Elena Klassen (Email), alle ihre Berichte.

vom 1 Juli 1882, Nr. 13, S. 7 und 15 Juli 1882, Nr. 14, S. 7.

1 Juli 1882, Nr. 13, S. 7

Asien.

Laut letzten Berichten ist die Taschkenter Auszugsgesellschaft in Zerrüttung gerathen und scheint sich aufzulösen oder untergehen zu wollen. Aeltester Peters ist gestorben und seine Anhänger haben auf die allgemeinen gesetzlichen Bestimmungen hin Land angenommen, nämlich die Jünglinge von 15 Jahren und älter müssen hier in`s Loos und in den Dienst und die andern bekommen 15 Freijahre.

15 Juli 1882, Nr. 14, S. 7.

Asien.

Die letzten Nachrichten über die Buchara – Auszugsgesellschaft, respektive deren gewaltsame Vertreibung aus Buchara und Ueberführung nach dem Sardendorfe Serabulak auf russischer Seite (siehe Nr. 6 des „Bundesbote“ vom 15 März d.J. S. 44 ff.) schloß mit der Bemerkung: „Sie glauben, daß sie bald wieder nach jenem Orte, von dem sie vertrieben worden, zurückkehren werden, denn es ist und bleibt der Ort, welchen der Herr für seine Letztgemeinde zubereitet hat.“ Diese Rückzugshoffnung hat sich indessen laut einem Briefe aus Serabulak, datiert den 6. April 1882, noch nicht bestätigt, denn nach einer Schilderung der früher bereits mitgetheilten Vertreibung aus Buchara heißt es ferner in diesem Briefe u.A.:

„Wir sind gegenwärtig noch immer in der Lage wie ehedem. Wir haben noch keine eigenen Wohnungen und zunächst auch keine zu erwarten; keine andere Gewähr für die Erhaltung unsres Glaubenskleinodes, als das Wort Gottes. Vor Kurzem fragte die (russische) Regierung uns, was wir weiter zu thun gedächten. Wir gaben zur Antwort: daß wir ohne Erlaubniß (des Emirs? d.R.) nicht in Buchara hineingehen könnten, daß wir aber noch viel weniger von unserm Glauben etwas abgeben könnten. Wenn die Regierung uns helfen könne, so bäten wir darum. Was nun weiter geschehen wird, Gott weiß es. Dies ist unsre gegenwärtige Lage.

Die Geschwister, die noch auf der Reise zu uns sind, haben unter vielen Mühseligkeiten im vorigen Jahre nur bis Turkestan, etwa 600 Werst, kommen können. War unser Weg schwer, der ihrige war es auch, doch in anderer Weise. Sie sind lange Strecken bei 20 bis 25 Grad Frost und ein bis zwei Fuß tiefem Schnee gefahren. Wie sie schreiben, waren die Wagen, die sonst schon warm hergerichtet waren, von innen dick mit Eis befroren. Es hat viele erfrorene Glieder gegeben. Frauen, die bei der strengen Kälte nicht aus dem Wagen und Betten herauskonnten, waren von dem wochenlangen Liegen so steif, daß sie fast nicht gehen konnten und längere Zeit bedurften, ehe sie wieder vollständig hergestellt waren. Ferner haben sie circa 50 Achsenbrüche und mehrere Radbrüche gehabt, und das auf Wegen, wo weit und breit keine menschlichen Wohnungen waren, so daß sie lange Strecken mit den zerbrochenen Wagen fahren mußten. Zwölf oder dreizehn Entbindungen sind auf dem Wege vorgekommen, einige bei 25 Grad Frost, ohne Beihülfe einer fachverständigen Frau. In Turkestan mußten sie überwintern, haben fünfzehn Wochen dort gewartet und sind jetzt auf dem Wege zu uns. Wenn die Stunde der Vereinigung schlagen wird, der Herr weiß es. Wir sehnen uns sehr darnach. Vielleicht, daß der Herr dann aus Gnaden uns einen Ort geben wird, wo wir unsres Glaubens leben können.“

Eine andere Gesellschaft, die aus den Molotschnakolonien nach Taschkent ausgewandert war, hat mit der (russ.) Regierung eine Vereinbarung getroffen uns ist gegenwärtig wohl auf dem Wege zum bestimmten Platze.