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Aufruf zur Hilfe für die Chiwa in der Zeitung „Mennonitische Rundschau“, Nr. 16 vom 16. April 1884, Seiten 1-2 |
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Abgeschrieben von Elena Klassen, alle ihre Berichte. |
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Kopie der Zeitung „Mennonitische Rundschau“ Nr. 16 vom 16. April 1884, Seiten 1-2. (gotisch) von Elena Klassen.
Aufruf zur Hilfe An sämmtliche Mennoniten, für die in Chiwa weilenden wehrlosen Mennoniten, zu deren Herüberkunft nach Amerika. Mit den Worten des Apostels Paulus: „Wohlzuthun und mitzutheilen vergesset nicht, denn solche Opfer gefallen Gott wohl,“ treten wir an die Herzen unserer Glaubens – Geschwister im Hinblick auf ein Häuflein wehrloser Christen, die verlangend nach Hilfe ihre Blicke hierher gerichtet haben und ihre Bitte zu uns herübergesendet, ihnen die Mittel zur Reise nach Amerika zu verschaffen. Diese Hilfesuchenden sind Mennoniten, die um ihres Bekenntnisses völliger Wehrlosigkeit, dem russischen Gesetze allgemeiner Wehrpflicht wichen. Sie gehörten mehrentheils jenen Mennonitengemeinden an, die im Innern Rußlands an der Wolga, s.Z. sich unter gewährten Privilegien niedergelassen hatten. Durch das 1874 herausgegebene Gesetz allgemeiner Wehrpflicht, wurde auch dieses Privilegium umgeworfen und den Mennoniten dafür wenn nicht Militärdienste, so doch Staatsdienste, für gewisse Dienstjahre angewiesen. Da ihr Gewissen die Uebernahme solchen Dienstes ihnen nicht gestattete, so zogen im dem Jahre 1880 – 81 119 Familien von dort und aus den südlichen Kolonien an der Molotschna fort, dem asiatischen Rußland zu, wo ihnen in Turkestan einstweiliger Schutz in Aussicht gestellt war; diese Hoffnung erfüllte sich nicht; ihre Stellung dem Staate gegenüber wurde von der Regierung festgehalten, doch wurde von letzterer ein Anerbieten von fünfzehn Freijahren gemacht, mit Beibehaltung der Heranziehung derjenigen jungen Leute zum sofortigen Dienste, die im militärpflichtigen Alter ständen. Das Häuflein theilte sich in zwei ziemlich gleiche Theile; der eine Theil ging auf den Vorschlag der Regierung ein und erhielt von derselben einen Platz bei Aulieata, unweit Stadt Taschkent angewiesen, während die Andern sich eine andere Heimath suchen sollten. Sie zogen der Grenze von Buchara zu, wurden dort aber nicht hineingelassen, und haben da an der Grenze manche Härten erfahren, wo sie mehrmals über die Grenze hinüber- und herübergedrängt wurden, und man sogar drohte, sie sämmtlich niederschießen zu lassen. Auf Verwendung und Vorschlag des dortigen russischen Gouverneurs wurden sie durch Buchara nach Chiwa gebracht, wo ein sehr machtloser Khan seine verwilderten Völkerstämme, die Turkomanen und andere mehr, zu regieren versucht. Hier in der Nähe der Stadt Nukus wollten sie nun ihre neue Heimath gründen und hier dem Herrn nach seinem Worte dienen und leben. Im Winter 1882 – 83 fingen jene sechzig Familien an sich heimisch dort einzurichten mit Errichtung von nothdürftigen Wohnhäusern aus Lehmstollen, einem Gotteshause u.s.w. Doch bald stellten sich die ernsten Schattenseiten heraus, und darunter ganz besonders die Rohheit jener wilden Völkerstämme, die durch keine menschliche Macht gezügelt werden. Aus den anfänglich schüchternen Diebstählen wurden Raubzüge, wobei von Schießwaffen und Säbeln seitens der Räuber Gebrauch gemacht wurde; gewiß eine harte Probe für einen Christen wehrlosen Bekenntnisses; ja selbst die Frauen waren und sind vor Entführung nicht sicher, wenn auch Gott sei Dank, derartige Versuche, ungeachtet eines Mordes aus dieser Veranlassung, bis zur letzten Nachricht von dort nicht geglückt sind. Wenn wir auch zugestehen müssen, daß das Fortwandern aus Civilisation und Christenheit in die Wüste wilder Völkerstämme, ein Mißgriff, ja eine Glaubenstäuschung war, so haben wir Angesichts der großen Noth, die über jenes Häuflein gekommen, gleich jenem barmherzigen Samariter, nur mit der Gegenwart zu rechnen; es sind Glaubensgeschwister, die gegenwärtig in sehr harter Bedrängniß sind, und die, ihre Täuschung.......(unleserlich – E.K.), jetzt suchend ihre Arme nach uns ausstrecken. So schreibt unter Andern ein Lehrer jener Gemeinde, Joh. Janzen, an uns:
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Zuletzt geändert am 17 August, 2020 |