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| Bericht von J. C. Dück aus dem Amurgebiet  in der Zeitung „Zionsbote“ vom  31. Juli 1929, Seiten 10-11 | |
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 Abgeschrieben von Elena Klassen, alle ihre Berichte. | |
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 Kopie der Zeitung „Zionsbote“ vom 31. Juli 1929, Seiten 10-11. (gotisch) von Elena Klassen. | |
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 Aus dem Amur – Ansiedlung. Lieber  Br. Harms! Deinen Brief unter Nr. 347 vom 29. April habe ich erhalten am 17.  Juni. Im Namen unserer Ansiedlung sage ich ein herzliches „Dankeschön!“ und wir  rufen Dir ein „Vergelt`s Gott!“ zu. Wir freuen uns, daß Ihr noch an uns denkt.  Kurz will ich unsere Lage etwas schildern. In 1928 wurde hier das erstemal  gesät, in diesem Jahre kamen die meisten Ansiedler hierher. Duch den großen  Regen ist das Getreide verkommen und vieles blieb über Winter auf dem Felde.  Durch den Regen ist auch viel Weizen leer geblieben, es gab bloß Stroh. Z.B.,  ich hatte 5 ½ Deßjatinen Weizen gesät, konnte aber wegen dem großen Kot nur 2 ½  Deßjatinen mit der Sense mähen; geerntet habe ich davon 30 Pud überhaupt. Etliche  haben 10 Pud bekommen, etliche nur 3 Pud, andere gar nichts. So hat der Regen  auch im Bauen viel gehindert, daß wir den Sommer über in Zelten wohnen mußten,  wi uns Regen und Mücken abwechselnd besuchten. Viele konnten ihre Arbeit am Bau  auch Armuts halber nicht fertig machen, bis die Regierung im Herbst eingriff  und half mit, so wurde manches im Winter fertig gemacht. Durch den Regen  schwollen die Flüsse so sehr an, daß das Wasser über die Ufer stieg, und dieses  hat auch verheerend geworkt. Ein Bezirk, der ganz dicht am Ufer lag, ging ganz  unter; alle Häuser, die bereits fertig waren, fielen ein, Holz wurde viel  weggetragen vom Wasser. Menschen sind nicht umgekommen. Zum Winter blieben sie  in den Dörfern. Gott sei Dank, Brennzeug und Futter hat es doch gegeben, daran  war wenig Mangel. Aber Brot und Kleider, das ist ein Wunder, wie die Menschen  bis jetzt durchgekommen sind. Schon im Herbst waren viele ohne Brot, etliche  aßen Kartoffeln so lange sie waren, andere schlachteten Vieh, welches sei eben  entbehren konnten. Hoffnungslos und dunkel schauten wir mitbangem Hezen in die  Zukunft. Und jetzt isz die Lage nicht weniger schwierig, denn Brot ist nur auf  etliche Tage und dann weiter? Es sind auch viele gegenwärtig ohne Brot. Weizen  preist 5 Rubel pro Pud; Mehl 8 – 18 Rubel pro Pud; Hafer 2 Rubel 50 Kopeken pro  Pud; Butter 1 Rubel 20 Kopeken 400 Gramm; Eier 40 Kopeken das Zehntel; Fleisch  35 Kopeken 400 Gramm. Wer dann alles kaufen muß, der wird schon sehr einfach  leben müssen, sonst Geld ist auch sehr wenig. J.  C. Dück | |
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| Zuletzt geändert am 21 April, 2020 | |
