Rußland
Prangenau. Wollost Gnadenfeld, den 3. Januar 1903.
Werter Editor! Weil wir schon 19 Jahre Leser der „Rundschau“ sind, so will auch ich um etwas Raum in Ihrem Blatte bitten. Weil wir schon oft gelesen haben, daß sich Leute in verschiedenen Angelegenheiten durch die „Rundschau“ zurecht gefunden haben, so komme auch ich mit unserer Sache zu der „Rundschau“. Unsere Briefe haben den Bestimmungsort verfehlt, nämlich an Peter Günther, Korn. P.O., Washita, Co., Oklahoma. Weil mein Vater Ihr Erbteil in Empfang nahm, um es Ihnen zu übersenden, hat er schon drei Briefe an Sie geschrieben, haben aber noch keine Antwort erhalten. Aus Ihrem Brief an H. Gäde ersehen wir, das Sie auch von uns keinen Brief erhalten haben. Schicken Sie uns doch die genaue Adresse, und einen Brief, wie Sie das Geld geschickt haben wollen. Wir können hier in Halbstadt eine Perewod (Überweisung – E.K.) machen. Das Geld hat schon ein halbes Jahr bereit gelegen. Sollte Günther die „Rundschau“ nicht lesen, so bitte ich freundlichst seine Nachbarn und Freunde, ihm dieses zum Lesen zu geben. Im voraus besten Dank.
Liebe Onkel und Tanten: Gerhard Peters, Heinrich Penner und Jakob Penner, Alexanderfeld, Kansas, Ihnen diene dieses zur Nachricht, daß unser Vater sterbenskrank darnieder liegt, wird wohl auch nicht mehr genesen. Warum habt Ihr sobald aufgehört mit Schreiben? Wir anderen sind alle schön gesund, was ich auch Euch allen von Herzen wünsche.
Der Winter ist hier sehr wechselhaft. Den letzten Dezember v.J. säeten wir Roggen, aber gestern und heute friert es stark.
Nebst Gruß,
Johann Peters.
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