Bericht aus Kronsgarten, Chortitza Kolonie aus „Botschafter“ in der Zeitung „Mennonitische Rundschau“ vom 3. Januar 1906, S. 9

 

Abgeschrieben von Elena Klassen (Email), alle ihre Berichte.

 

 

Kopie der Zeitung "Mennonitische Rundschau" vom 3. Januar 1906, S. 9. (gotisch) von Elena Klassen.

 

 

Kronsgarten bei Ekaterinoslaw.

Am 24. September d.J. wurde unser umgebaute und zweckmäßiger eingerichtete Bet- und Schulhaus eingeweiht. Aeltester J.Wiebe hielt die Weihrede. Er schaute im Geiste alle die Scharen der Kirchengänger, die diesem Hause in der Vergangenheit zuströmten und versetzte sich in die Stimmung, in welcher die einzelnen Zuhörer wohl dem Gottesdienste beiwohnten. Dann ging er über in die Gegenwart und dankte der Gemeinde, daß sie weder Kosten noch Mühe geschenkt um dieses, wenn auch nicht großartige, so doch schöne und nützliche Werk zu vollbringen. Zum Schlusse ermahnte er die Zuhörer, der Kirche und dem Glauben treu zu bleiben und Trost und Erbanung in der Predigt zu suchen.
Im Aufschluß an die Einweihung fand eine Bibelbesprechung über Phil. 3 statt – und wurde das heilige Abendmahl unterhalten. Die Bibelbesprechung leitete Pr. Joh. Epp. Herrliche Gedanken waren es, die er in dem erwähnten Kapitel fand. Besonderes Gewicht wurde, wie mir schien, auf Vers 13. gelegt: es giebt noch viele Mitglieder in der Gemeinde, welche meinen, Paulus könne von sich nicht behaupten, daß er schon wiedergeboren sei und die Gewißheit seiner Gotteskindschaft erlangt habe.  Dem ist aber doch so. Paulus sagt auf verschiedenen Stellen, daß er ganz gewiß weiß, daß er ein Erbe des ewigen Lebens ist. Tit. 3, 5 – 7 u.a.
Ein schönes Fest war es, das wir feiern durften, viel Segen hat es gebracht. Nicht unnützt ist der Same ausgestreut, er wird Frucht bringen für die Ewigkeit. Ja schon jetzt sind die segensreichen Folgen bemerkbar, indem eine Seele nach langem Ringen Frieden mit Gott fand. Nicht sehr dicht fallen solche Feste bei uns, aber darum sind sie um so schöner und willkommener.
Ich sage an dieser Stelle der Kronsgarter Gemeinde innigen Dank, die in Erkenntnis dessen, daß das alte Schulhaus unschön und das Lehrerquartier höchst ungemütlich eingerichtet war, sich einmutig, wie sie immer handelt – in dieser Hinsicht kann die Krons. Dorfsgemeinde vielen Dorfsgemeinden als Muster hingestellt werden – aufmachte und das schöne Werk vollbrachte.

(Botsch.)
   
Zuletzt geändert am 1 Februar, 2020