Bericht von Barbara Korn. Pauls aus dem Amurgebiet in der Zeitung „Mennonitische Rundschau“ vom 25. März 1931, S. 7

 

Abgeschrieben von Elena Klassen (Email), alle ihre Berichte.

 

 

Kopie der Zeitung "Mennonitische Rundschau" vom 25. März 1931, S. 7. (gotisch) von Elena Klassen.

 

 

Im Fernen Osten, Amur Gebiet, Rußland.
Missionar Johann Krökers Lebensgeschichte.

So manch einem wird Missionar Kröker besser bekannt sein, als mir selbst. Er stammt aus Süd Rußland, seine Frau Susanna aus Deutschland. In Indien ist er 8 Jahre Missionar gewesen. Kinder sind ihnen in Indien vier geboren. Von Indien sind sie nach Süd Rußland gezogen. Von da nach West Sibirien, wo ihnen eine Tochter geboren und ein Sohn gestorben ist. In West Sibirien haben sie lange Jahre ein kummervolles Leben geführt. Von Sibirien trafen sie im Sommer 1929 im fernen Osten in der Stadt Blagoweschtschensk ein. Dort wurde ich mit ihnen bekannt.
Denn 5. Oktober war ich auf Besuch bei Missionar Krökers in Blagoweschtschensk. Ich wurde freundlich aufgenommen, und ein Willkommen tönte mir entgegen. Doch traf ich sie nicht alle in ihrem Familienkreise, denn die ältesten Töchter sind in West Sibirien geblieben. Frau Kröker hat mir ihre Lebensgeschichte erzählt. So manchesmal rollten Tränen aus ihren Augen, wenn sie die Vergangenheit schilderte. Und jetzt auf ihre alten Tage muß es ihnen so arm gehen. Und doch hörte ich kein Murren von ihren Lippen. Schwester Kröker sagte: Der Herr hat es so geführt.
Ich habe mir selbst die Armut angesehen. Kleider sehr schlecht, das Kochgeschirr besteht aus einem eisernen Topf. Beim Essen hat einer die Untertasse, der andere die Obertasse und dazu nur selten satt zu essen, einem jeden wird`s zugeteilt. Und als wir uns zur Ruhe begaben, sah ich noch mehr. Ein jeder bekam ein Kissen ohne Bezug, aber Decken sah ich keine, denn sie schliefen ohne zugedeckt. Und sie wohnen noch zur Miete, haben kein eigenes Haus. Kröker selbst geht lahm, hat sich die Hüfte verrenkt. Die beiden Töchter, die noch zu Hause sind, arbeiten in einer Ziegelfabrik, bekommen einen sehr niedrigen Lohn, daß sie selbst nicht leben bleiben davon.
Und nun bitte ich für Missionar Joh. Kröker, ob jemand ihm etwas senden möchte, denn sie haben den Hungertod vor Augen. Ich fühle mich schuldig, für Missionar Johann Kröker zu bitten. Wir selbst können nicht helfen, denn uns teilt man das Brot auch zu.
Auch danke ich sehr für die 15 Dollar, die ich den 11. März 1930 bekommen habe. Wer sie gesandt hat, weiß ich nicht, doch weiß ich, daß ich an Aelt. David Toews, Rosthern, Sask. Geschrieben hatte. So bringe ich Ihnen hier meinen Dank in der Rundschau für die Gabe, die Sie mir zukommen haben lassen. Die 15 Dollar haben mir großen Nutzen gebracht.
Teile noch Missionar Joh. Krökers Adresse mit:
Fernen Osten, Amur-Gebiet, Stadt Blagoweschtschensk, Straße Tschegrinskaja 130.
Meine Adresse ist:
Ferner Osten, Amur-Gebiet, Blagoweschtschensk, Wetka Rasjesd Berosowka, Genossenschaft Druschba.

Barbara Korn. Pauls.

   
Zuletzt geändert am 31 Januar, 2020