Kotljarewka, Post Selidowka, Gouv. Jekaterinoslaw, den 28. April 1913.
Einen Gruß an den Editor und alle Leser der Rundschau zuvor. Das erste will ich ein wenig nach Alsten, N. Dakota, zu meiner Tante Aganetha Heinrich W. Janzens mit meinem Schreiben gehen. Ich habe einen Brief an die liebe Tante abgeschickt vor langer Zeit, und bekomme keine Antwort. Lebt die Tante nicht mehr? Vielleicht berichtet irgend jemand von dort darüber. Wir haben hier sehr wechselhaftes Wetter: Kühl, Sturm, Nebel; dunkles Wetter aber nicht Regen. Und viele schauen nach Regen aus. Uebrigens steht das Getreide noch sehr gut. Der Frost hat im Garten viel Schaden getan. In unserm Garten ist sozusagen alles verfroren. Blüten waren sehr viel, aber es ist alles kaput.
Hochzeiten sind jetzt an der Tagesordnung, und Spazierfahrten kommen jetzt auch mehr vor wie früher, denn jetzt ist Sibirien das Ziel der Reisen. Viele fahren hin, die lieben Ihrigen zu besuchen. Es ist eine lange Reise. In der Zeit könnte man auch nach Amerika fahren, nur nicht für so wenig Geld. Das Reisen kostet hier in Rußland nicht sehr teuer, aber Zeit braucht es.
Neues passiert nicht viel, so will ich denn schließen mit herzlichem Gruß an alle Onkel und Tanten hüben und drüben und verbleibe euer geringer
Joh. Quapp
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