Rußland, Turkestan, Nikolaipol, 16 Februar, 1914.
Einen Gruß an Editor und alle Leser des „Zionsbote!“ Viele Erfahrungen und Belehrundes lesen wir in diesem Blatt. Um der Aufforderung meines Bruders, Dietrich A. Peters, der vor 10 Jahren von hier, Asien, nach Amerika zog, nachzukommen, unterstehe auch ich mich, etwas für den „Zionsbote“ zu schreiben und bitte, es anzunehmen.
Natürlich ist mein Schreiben sehr fehlerhaft. Auch wir sind über die Schwelle des alten in das neue Jahr gekommen. Was hinter uns ist, das wissen wir, aber nicht, was vor uns ist. Die Wege, die der Herr mit un sgeht, können wir oft nicht verstehen, doch möchten wir uns immer mehr Ihm zur Verfügung stellen, denn auch wir haben die wunderbare Hilfe unseres himmlischen Vaters auf unserm Pilgerwege vielfach erfahren. Ihm sei die Ehre.
Wir wohnen hier an diesem Ort schon bald 32 Jahre. Wir zogen aus dem Süden in 1880 nach Taschkent ... (unleser. – E.K.) anno 82 zogen wir hierher, über 300 Werst entfernt von Taschkent. Ich war damals 14 Jahre alt. DerVater, Abr. Peters, starb in Taschkent, die Mutter starb noch im Süden, im Dorfe Friedensruh 1877 im Sommer. Ich war damals im elften Jahr. In den Ehestand sind wir getreten im Jahre 1898 am 9. Juli. Der Herr hat uns 7 Kinder geschenkt, von denen 4 schon in der oberen Heimat sind. Unser ältester Sohn ist 7 Jahre alt und geht bereits in die Schule. Unsere Tochter Justine ist 5 Jahre alt und unser Sohn Cornelius 1 Jahr und 5 Monate. Meine Frau ist eine Tochter von Jakob Janzen. Wir sind jetzt so leidlich gesund. Meine liebe Frau leidet schon seit Jahren an der Lunge, mehrere Male hat sie Lungenentzündung gehabt und hatte öfter grüße Schmerzen in der Brust. Nach unserem Besehen war sie mehrmals dem Ende ganz nahe, doch hat der Herr noch immer geholfen, daß wir bis dahin noch zusammenbleiben durften. Möchten wir nur recht zubereitet werden, um auf sein Erscheinen zu warten. Wir durften zu seiner Zeit auch unsern verlorenen Zustand erkennen und unsern treuen Heiland im Glauben erfassen, der alle unsre und der ganzen Welt Sünde auf sich genommen hat. O Glück über alles Glück in dieser Welt, wer in Jesu Heil gefunden hat.
Nun noch ein wenig von unsern wirtschaftlichen Verhältnissen. Auf unserm bischen Land können wir nicht viel anfangen, denn wir haben nur eine Dessjatin. Mit den Kirgisen haben wir auf die Hälfte gebauert, aber wie es scheint, wird sich auch das ganz aufhören. Unsern Lebensuterhalt haben wir meistens mit Fahren gemacht. Hier werden Einkäufe gemacht, als da ist Hafer, Mehl, Kartoffeln, Äpfel, Eier, Butter und was es sonst noch gibt, womit man sich etwas verdienen kann, aber nur so mehr davon leben, das wird oft recht schwer. Nun will ich noch ein wenig mit dem Bruder sprechen, der in Dallas, Oregon, wohnt. Was macht ihr? Habt ihr unsern letzten Brief erhalten? Ja, Bruder, es ist hier schon viel anders, als es war, wie ihr noch hier wohntet; es ist hier alles voll. Russendörfer sollen noch mehrere ansiedeln und die Wirtschaften sind auch bedeutend gestiegen im Preis. Eine gutbebaute Wirtschaft über 4000 Rubel. Der Preis für Getreide ist hoch, Weizen 17 Rubel per Batman, Hafer 12 Rubel per Batman, gleich 12 Pud. Es hat im vorigen Jahr nur sehr wenig gegeben, und nun kommt es auf Stellen schon darauf an. Der Herr hat bis hierher geholfen und wird auch weiter helfen. Wir hatten Besuch, nämlich Br. Koslowsky und Br. Schellenberg. Gegenwärtig ist Br. Jak. Töws, Alt – Samara, hier. Er hat schon mehrere Versammlungen gehalten. Wir haben einen sehr gelinden Winter. Das Wasser hat fast den Winter hindurch geflossen in der Orecke. Auch ziemlich Feuchtigkeit hat uns der Herr geschenkt. Der Gesundheitszustand ist befriedigent. Tante Abr. Wieb, und die Mutter, Tante Pet. Wieb, liegen zu Bett. Bei der alten Mutter hat sich Wassersucht eingestellt. Der Herr löse auf von ihrem Leiden. Ja, wie wohl wirds sich doch nach der Arbeit ruhn, wie wohl wirds tun. Kommt der „Zionsbote“ vielleicht auch bis Korn, Oklahoma? Seid alle gegrüßt, ihr Asiaater. Und du, mein lieber Freund und Br. Cor. Gooßen, wie sind wir so weit geschieden. Könnten wir doch einmal persönlich miteinander sprechen. Gott weiß, ob es noch einmal werden wird. Grüße besonders alle deine Schwäger. Auch D. D. Reimer sei herzlich gegrüßt. Wo Du steckst, weiß ich nicht.
Auf Wiedershehn.
J. A. Peters. |