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Bericht über Turkestan in der Zeitung „Zions-Bote“ vom 19. August 1908, S. 2 |
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Kopie der Zeitung „Zions-Bote“ vom 19. August 1908, S. 2. (gotisch) von Elena Klassen.
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Aus Turkestan. Am vorigen Sonntag hatten wir die Freude, in Langnau (Schweiz ? – E.K.) einen lieben Bruder namens Wilheln Penner aus Turkestan (Mittel - Asien) unter uns zu haben. Turkestan liegt an der äußersten Grenze von Rußland, und sein Nachbarland ist China. Wie wohl einige von den Lesern wissen werden, wanderten im Jahre 1880 von den Mennoniten an der Wolga (Rußland) eine Anzahl Familien aus, um in einer fernen Ansiedlung besser ihrer Ueberzeugung leben zu können, da in dem europäischen Rußland auch die allgemeine Pflicht zum Militär- und Staatsdienst eingeführt wurde. Auch andere Ursachen, die wohl noch mehr im Vordergrunde waren, spielten mit, um eine Gruppe zum Entschluß reif zu machen, die beschwerliche Reise vorzunehmen. Keine Eisenbahn konnte benutzt werden, alles wurde auf Wagen geladen, und später mußten auf einigen Strecken auch die Wagen weichen und auf Kamele verpackt werden. Wilhelm Penner hat in seiner Ansprache etwas von den Mühsalen und großen Schwierigkeiten, denen sie begegnet und die sie durchkosten mußten, durchblicken lassen. Die Reise bis zur jetzigen festen Ansiedlung dauerte drei Jahre. Der Bruder sprach über den 23. Psalm, innig und herzlich, und man fühlte es ihm ab, daß dieser Psalm nicht nur so theoretisch durchstudiert, sondern tief durchlebt war. Der Zweck seiner Reise ist kurz folgender: Schon vor mehreren Jahren erwachte in einigen Brüdern von Deutschland und England der Gedanke, in den großen asiatischen Ländern eine Mission unter den dortigen zahlreichen Mohamedanern zu gründen. Und da jetzt in Rußland Freiheit gegeben ist, daß evangelische Missionen geduldet und von der Obrigkeit geschützt werden, ganz besonders die Arbeit unter der mohamedanischen Bevölkerung, wurde die Sache reif. Die genannten Brüder hörten dann von einer deutschen Ansiedlung in Turkestan und sandten einen Bruder dorthin, um die Sache zu prüfen und wenn möglich den Anfang einer Mission einzuleiten. Die Mennoniten dort erklärten sich dann bereit, mitzuhelfen und bestellten bereits ein Komitee sich, das die weiteren Vorkehrungen zu treffen hat und mit den Brüdern in England, Deutschland und auch der Schweiz unter dem großen Volk in diesen asiatischen Ländern zu arbeiten. Br. Wilhelm Penner wurde abgeordnet, mit dem oben erwähnten, von England aus gesandten Bruder nach Europa zu kommen und die schon interesierten Kreise genauer aufzuklären und die Brüder kennen zu lernen. Bei diese Gelegenheit führte ihn sein Weg auch in die Schweiz, wo er auch bei uns einkehrte. Sein Aufenthalt war nur ein kurzer. Nach einer Konferenz, die am 1. und 2. August in der farnzösischen Schweiz tagte, reiste er über Deutschland, wo er noch die Allianz – Konferenz in Blankenburg besucht, wieder in seine Heimat zurück. Er gedenkt Mitte September wieder in Turkestan zu sein. Zionspilger |
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Zuletzt geändert am 22 Dezember, 2018 |