| Aus Asien. Andrejewka, 3 Nov. 1896.Lieber „Zion - Bote“. Friede zuvor!
 Da wir hier durch Gottes Gnade am 5. Okt. Erntefest  feierten, so will ich einen kleinen Bericht davon einrecihen. Es war ein roher  Morgen mit hellem Sonnenschein durch die Güte unsers himmlischen Vaters an  seine Kinder hier um Thränenthal. Zuerst sang der Chor etliche Lieder. Die  Einleitung zur Gebetsstunde hielt Br. Jacob Janzen über Luk. 17, 12, von den 10  Aussätzigen. Es wurden etliche Gebete zum Herrn Jesu aufgeschickt. Darnach redete  Br. Johann Klassen über das Wort Luk. 12, 49. O daß dieses Feuer alle Herzen  der Menschen erwärmen und erleuchten mögen; dann wurde vom Chor wieder ein Lied  gesungen. Dann führte Gerh. Kopper aus der Köppenthaler Gemeinde die Festrede  weiter und sprach über das Wort Ebr. 11, 1 – 10.
 1. Von der Sprache des Unglaubens, 2. Von der Sprache des  Glaubens, und 3. welche Sprache führst du?
 Dann sang der Chor das Lied: Ihr Zionspilger u.s.w. und  ferner noch mehrere Lieder.
 Nun wurde zu Mittag gespeist. Die Bedienung war  gemeinschaftlich, mit kaltem Fleisch, Weißbrot, Thee und Kaffee. Die Gäste  außerhalb der Gemeinde wurden das erste bedient. Es wurden während draußen im  zeit gegessen, wurden weitere Lieder vom Chor gesungen, wodurch sich die Herzen  recht nach oben richteten. Während dem Chorgesang wurd eine Kollekte abgehalten  für die alte Neumans aus Taschkent, welche jetzt beide auf unserer Ansiedlung  sind.
 Von 2 bis 4 Uhr redeten noch zwei von der Köppenthaler  Gemeinde, Ersterer, Hermann Epp, über das Wort Gal. 5, 22. Er hob besonders  hervor, da uns der Herr in diesem verflossenem Jahre so reichliche Früchte von  unsern Feldern einernten hatte lassen, wie es denn mit unsern Glaubensfrüchten  beschaffen sei, ob wir sie haben nach dem verlesenen Textes Wort. Dann folgte  Herman Wall; nachdem er ein Lied vorgesagt, sprach er über 1. Mose 3, 9. Er  wandte das Wort, „wo bist du?“ zum Heile der Zuhörer an. Wenn der Herr Jesus am  Gerichtstage würde rufen, wo bist du? Du dann sagen könntest, hier bin ich, und  alle die du mir gegeben hast, ich habe deren keins verloren. Dann sang der Chor  noch das Lied „Komm zurück“. Und so war es Abend geworden und viele kehrten  schon in ihr Heim.
 Da wir viele so dicht beieinander  wohnen, so hielten wir von halb 6 bis 7 Uhr noch ein Mahl, und nach dessen  Vollendung sprach noch Br. Joh. Wall über das Wort Matth. 19, 20. „Was fehlt  mir noch?“ , dann wurde gebetet und ein Schlußvers gesungen und ein jeder  kehrte heim zur Nachtruhe.
 Da ich zwar nicht ans Reden kam, so  hätte ich doch viel gehört, und ich glaube ein jeder mußte doch gestärkt und  gesegnet von dannen ziehen, aber am folgenden Tage wurde man es inne daß dem  nicht so sei, denn am folgenden Tage unterhielten wir Vormittag des Herrn Mahl  und Fußwaschung, und es fehlten von den Geschwistern, die des vorigen Tages  waren, etliche bei der Abendmahlsfeier. Ach wann wird die Stunde schlagen, wo  der Feind kein Herz mehr berücken wird? Dann ruft man: O komm Herr Jesu.
 Sonntagmorgen leitete Br. Franz  Braun die Gebetsstunde, und nachdem mehrere gebetet und gesungen wurde, sprach  Br. Heinr. Kröker und zuletzt noch BR. Joh. Klassen in Betreff des Abendmahles.
 Nachmittag war ein Sonntagschulfest,  wobei die Lehrer Kornel. Gossen Jr. und Joh. Wall mit den Kindern Gottes Wort  beleuchteten, und noch manche Sprüche aus Gottes Wort aufsagten. Zuletzt wurden  die Kinder mit Geschenken erfreut. O freudenreiche Tage, Jesus war auch da.  Aber eins fehlte, wir möchten so gerne auch einmal wieder von auswärtigen  Brüdern zum Besuch haben. Nun sei ruhog meine Seere, so der Herr will, kanns  sein. Bald führt der Herr uns zusammen, wo wir Jhn und uns alle sehen werden.  Amen.
 Von eurem Mitpilger nach dem  himmlischen Kanaan
 Jacob Mandtler.
 Wenn Ihr in Manitoba, Blumstein, den  „Zions - Bote“ leset, so diene zur Nachricht: wir sind noch alle gesund. Die  letzte Postkarte erhalten. Briefe nicht erhalten.Ders.
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