Brief von einem Unbekannten aus Nikolaipol, Asien in "Zions-Bote", Nr. 30, vom 25. Juli 1894, S. 4 |
Kopie der Zeitung „Zions-Bote“ Nr. 30, vom 25. Juli 1894, S. 1-4. (gotisch) von Elena Klassen.
Asien. Nikolaipol, 24. Mai, 1894.
Die Geschwister Jacob Kröker schreibt ihren Verwandten in Amerika einen ausführlichen Bericht über das Asterben ihrer heißgeliebten Tochter Elisabeth mit der Bitte, etwas davon in den „Zions - Bote“ zu stellen, welchen Wunsche wir hiemit nachkommen. In der zweiten Woche der Krankheit schien es eines Nachts, es werde zu Ende gehen, und Elisabeth sagte, sie glaube, dass sie könne selig werden, doch möchte sie auch gerne sich freuen können. Br. Joh. Klaassen wurde gerufen und die Geschwister riefen ernstlich den Herrn an und die Kranke rang ebenfalls im heißen Gebet mit Gott. Bald darauf um 3 Uhr Morgens, sagte Elisabeth zur Mutter: „Jetzt kann ich mich freuen; wenn ich sterbe, werde ich von den Engeln Abrahams Schoß getragen.“ Sie bat nun jedermann ab, machte Bestellungen und sorgte zärtlich für besonders Nahestehende. Viele ihrer Freundinnen kamen auf Besuch und sangen ihr manch schönes Lied vor und meistens sang die Kranke mit, denn sie liebte den Gesang sehr, war auch ein Glied im Sängerchor. Oft rühmte sie den Herrn mit Freuden. Nun wollte sie nach Hause und während sie immer bei vollem Bewußtsein gewesen, fingen sich ihre Gedanken an etwas zu verwirren. Da nach 10 tägiger Krankheit starb sie Samstag um 5 Uhr Nachmittag ruhig und freudig im Herrn. Br. Jacob Janzen hielt die Leichenrede und das Begräbnis machte sich durch die große Teilnahme sehr feierlich. War die Wirksamkeit der beiden abgereisten Brüder Reimer und Dyck schon die Ursache zur Bekehrung mehrerer Seelen, so trug dieser Sterbefall vieles dazu bei, daß sich noch mehr bekehrten. Die verstorbene junge Schwester hatte ihr Alter nur auf etwa 16 Jahre gebracht.
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