Reisebericht nach Turkestan von Peter Töws aus Warwarowka, Rußland in „Zions-Bote“, Nr. 2, vom 23. Januar 1907, S. 7

 

Abgeschrieben von Elena Klassen (Email), alle ihre Berichte.

 

Kopie der Zeitung „Zions-Bote“, Nr. 2, vom 23. Januar 1907, S. 7. (gotisch)

 

 

Rußland, Warwarowka, 5 Dez.
Lieber „Zionsbote“ am 27. Oktober, fuhr ich früh morgens nach Einlage, wo ich mich mit unserm Ältesten Gerhard Regehr zusammentraf, um nach Nikolajewka, zum Ordinationsfest; des lieben Br. Hermann Neufeld als Ältesten, zufahren. Nachdem ich dort etliche Tage mit Missionsarbeit zugebracht hatte, fuhr Br. Neufeld und ich, laut Beschluß der Jahressitzung, nach Taschkent ab, wo wir aber etliche Stationen vor Taschkent, von einem lieben Br. Braun erwartet wurden. Nach 5 oder 6 tägiger Wagenreise, trafen wir beim Kap, (so heißt der Gebirgsdurchschnitt allwo ein Strom durchläuft), in Dürksens Gasthof ein, wo wir vom Ältesten Kröker und Br. Klassen erwartet wurden. Obwohl es schon spät Abends war, bestiegen wir doch, nachdem wir gespeist und mit den dort heimischen Geschwistern etwas gelesen und gebetet hatten, ganz froh den schönen Federwagen, um nach ungefähr 4 stündiger Reise, in des lieben Br. Krökers hause einzutreffen. Es wurde uns, mir bei Krökers und Br. Neufeld bei B. Klassen, das heim so wohl gemacht, das wir mit wenig Ausnahme dort die ganze 14 tage weilten. Der Herr Jesus vergelte es ihnen, muß noch erwähnen das wir 3 oder 4 Tage bei den lieben Geschw. Jakob Janzens ebenfalls sehr angenehme Aufnahme fanden. Dort war auch ein Sarten – Bruder in Kost, welcher wohl blind aber dem Geiste nach stehend von Jesum gemacht worden war, auch durch die biblische Taufe in die Brüdergemeinde aufgenommen. In diesem Hause sind junge Brüder, die Kirgisisch lesen und sprechen können. Eines Tages wollte so wie ich hörte, ein junger Bruder ihm aus der Zeitung etwas vorlesen, welche zur Sprachübung in jenem Hause gehalten wurde. Nein sagte der blinde zarte Bruder, lies mir aus dem Testament etwas von Jesum vor. Unsre Brüder sind dort meistens von Kirgisen, aber auch etwas von Sarten umgeben. Letztere sind mehr reinlich. Wir glauben, daß dort unsre Brüder zum Licht unter die Heiden gestellt sind. Eine ledige Schwester befragte sich mit uns, wie sie es wohl angehen sollte, damit sie etwas ärtzlichen Unterricht erhalten könne. Sie sei entschlossen für die Kirgisen – Mission zuarbeiten, sie konnte, so sagte sie, ziemlich kirgisisch sprechen. Man erzählte uns, daß ein Kirgise, nachdem er für Geld in den Gebirgen Schafe geweidet hatte, vorgab ihm seien etliche fehlende Schafe von Raubtieren gefressen worden. Nach einer geraumen Zeit kam er, unter Träunen (Tränen? – E.K.) einzugestehen, er habe sie aufgegessen und wollte vergütigen.
Wir hielten in der zeit unsers Weilens dort, 2 Bibelstunden, 13 Ansprachen, machten ungefähr 80 Hausbesuche. Weinten mit den Weinenden und freuten uns mit den Fröhlichen, nach Röm. 12, 15. Nach beendeter Arbeit traten wir die Rückreise über Taschkent an, wurden in der Stadt von drei Soldatenbrüder besucht. Sie freuten sich über den geistlichen Hunger in Taschkent, nach dem Evangelium. Am 2. Dezember 7 Uhr Abends von Sturm, Regen und Finsternis begleitet, traf ich die lieben mainen nach Wunsch an, dem Herrn Jesum die Ehre, für die Bewahrung im Glauben und auf dem Wege. Hiermit sei allen Bekannten und Kindern David Welken, sowie Abram Welken, ein Lebenszeichen gegeben, von eurem geringen

Freund und Bruder Peter Töws.
Nikolajewka war vorher eine Filiale der Einlager Gemeinde.

   
Zuletzt geändert am 22 September, 2018