Bericht von N. N. aus Aulie-Ata, Asien in „Zions-Bote“, Nr. 14, vom 5. April 1905, S. 7

 

Abgeschrieben von Elena Klassen (Email), alle ihre Berichte.

 

Kopie der Zeitung "Zions-Bote" Nr. 14, vom 5. April 1905, S. 7. (gotisch) von Elena Klassen.

 

 

Asien, Aulieata, 18. Febr.
Seit einigen Wochen haben wir ziemlich starken Frost, bis 20 Gr. R. Das Wasser in den Gruben ist auf vieln Höfen ausgegangen, so daß mancher gezwungen worden ist, sein nötiges Wasser für Vieh und Haushalt vom nächsten Fluß Urmaral (ungefähr drei Werst) auf Wagen in Tonnen und Fässern zu holen, denn Schlittenbahn ist nicht mehr. Getreidepreise schwanken. Der Sinn, der zu Noahs Zeit herrschend war, ist auch bisher hier bei uns noch allgemein. Abr. Dück, ältester Sohn der Geschw. Aron Dücken, Nikolaipol, ist seit Sonntag, den 13. Febr. verlobt mit Katharina Wiebe, Tochter des Br. Joh. Wiebe in Gnadenthal. Beide sind Geschwister unserer Gemeinde. So fuhren Hein. Wall, Jacob Eck und Gerh. Mandtler anfangs Oktober v. J. von hier ab nach Rußland in der Absicht, mit den ihnen von Gott bescheerten Lebensgefährtinnen zurückzukommen. Erstere zwei sind bereits mit solchen auf dem Rückwege und werden in den nächsten Tagen hier erwartet; sie fanden ihr Lebensglück im Orenburgischen. Letzterer befindet sich nach den jüngsten Nachrichten in der Krim. Es sei hier bemerkt, daß seit Neujahr 1905 die Bahn Orenburg – Taschkent wöchentlich mit drei Personenzügen hin und auch her befahren wird. Die Bahn soll mit dem 1. Juli dieses Jahres allgemeinem öffentlichem Verkehre übergeben werden. Ein großer materieller Vorteil für unser Central – Asien. Am 26. Jan. morgens starb Joh. Wall, Köppenthal, und so stehen nun 6 Kinder von 15 Jahren hinunter auf 4 Monate ohne Eltern in der Welt da. Gottes Wort sagt: Vater und Mutter verlassen mich, aber der Herr nimmt mich auf. Schwester Heinrich Janzen, Nicolaipol, Tochter der Geschwister Jacob Bergen im Orenburgischen, leidet seit 5 Wochen an rheumatischen Schmerzen, besonders stark in den Beinen. Fast ein jeder hatte in verflossener Zeit nach Neujahr mehr oder weniger stark an der Influenza zu leiden; mancher mußte mehrere Tage das Bett hütten. Bei Geschw. F. Janzens kehrte am vorigen Sonnabend ein kleiner männlicher Erbe ein; der Bruder ist schon einige Wochen leidend. Pred. Jacob Quiring arbeitet hier seit einigen Monaten mit Erfolg.
20 Febr. Gestern und heute sehr gelindes Wetter mit Frühlingsaussichten. Zu unsern Tagen ist`s not, einander die Worte des Apostels zuzurufen. „Wachet, stehet im Glauben, seid männlich und seid stark!“
N.N.

   
Zuletzt geändert am 1 September, 2018