Bericht von Jacob und Helena Kröker aus Nikolaipol, Turkestan in „Zions-Bote“, Nr. 19, vom 17. Juni 1903, S. 5

 

Abgeschrieben von Elena Klassen (Email), alle ihre Berichte.

 

Kopie der Zeitung "Zions-Bote" Nr. 19, vom 17. Juni 1903, S. 5. (gotisch) von Elena Klassen.

 

 

Asiatisches Rßl. Nikolaipol, den 17 Dez. 1902.
Lieber Bote aus Zion. Wir haben große Ursache, von den großen taten des Herrn zu reden und seinen hohen Namen laut zu preisen. Und so will ich in Schwachheit durch meinen Bericht etwas kund werden lassen von der Liebe Gottes. O, ich fühle mich nicht wert, was der liebe himmlischer Vater an mir durch Jesum, seinen lieben Sohn getan hat, daß ich sein Kind geworden bin, und nicht nur das, eine Braut des Himmels. O wenn mir dasselbe recht groß wird, dann steigt mein Gebet zum Herrn empor: Führe mich lieber Heiland doch durch dieses Erdenlebenmit mächtiger Hand hindurch, daß ich je eher je lieber zur Hochzet des Lammes gelangen möchte mit den lieben Meinen.
In irdischer Hinsicht haben wir nichts zu klagen, nur zu danken.
Auch kann ich berichten, daß seit Mai bis zum Juli d.J. mehrere unserer Lieben heimgegangen sind in die ewige Ruhe. Die erste war die liebe Schw. Peter Pauls, unsere Nachbarin, sie war Witwe. Ihr Alter hat sie gebracht auf 63 Jahre. Sie war 12 Tage sehr schwer krank und dazu hatte sie noch diesen Schmerz, daß ihre Kinder waren nach der Molotschna gereist. Ihr Sohn Peter, der auch schon verheiratet war und mit denen sie auch zusammen wohnte, reiste zuvor um Freunde zu besuchen und dann wollte er sich auch eine Dreschmaschine mitbringen, was ihm auch gelungen ist. Ihre andre Kinder sind Joh. Wallen, die reisten wegen ihrem kleinsten Söhnchen dorthin zu einem Arzt. Dasselbe hatte zwei „Hafenschare“ an der Oberlippe. Auch das ist durch Gottes Gnade gelungen und es ist geheilt bei einem Arzt in Muntau. Auch sie selbst hat noch vor etlichen Jahren ihre alte Heimat besucht; sie war immer sehr stark, aber jetzt mußte sie sich ergeben. Ihre Sehnsucht war auch sehr groß, heimzugehen. Ihr Sohn Peter kam etliche Tage nach ihrem Begräbnis heim, sie war schon im Grabe, aber noch nicht zugeschart, so konnte er sie noch sehen. Wallen kamen mit Maria Klassen hieselbst etliche Wochen später heim.
Auch ist Br. Robert Bartsch gestorben im festen Glauben an seinen Heiland, aber Kämpfe hat er größre durchgemacht wie die Schw. Pauls, doch der Herr Jesus hat ihm durchgeholfen und er ging freudig heim. Sie waren kinderlos und so ist die liebe Schw. jetzt ganz allein in einem großen Hause mit ihrem Schmerz, aber sie hat den Herrn Jesus zum Trost und zum Führer.
Dann starb Geschw. P. Janzens ihr Sohn Peter, 12 Jahre alt, während die Geschw. in der Krim verweilten, auch wegen ihrem kleinsten Söhnchen. Dasselbe bedurfte schon einer großen Operation und dieselbe ist gelungen, dem Herrn bebühret die Ehre dafür. Es war den Eltern sher schmerzlich, als sie ihre lieben Kinder nicht alle trafen, aber auch ihre Hoffnung stehet auf den Herrn, der wird sie wieder zusammen führen!
Dann war die Reihe an die alte Schw. Jakob Kröker:  dieselbe ist wohl so 20 Wochen leidend gewesen an der Wassersucht, aber sie hat ihr Leiden in großer Geduld getragen und ging gläubig heim. Der alte Br. Kröker lebt noch und ihre Kinder sind meistens in Amerika.
Auch kann ich berichten, daß sich unsere Gemeinde diesen Sommer um 11 Seelen vermehrt hat; sie wurden durch die heilige Wassertaufe in die Gemeinde aufgenommen. Die Witwe Joh. Klaassen  mit ihrem ältesten Sohne Dietrich war auch darunter. Das andere waren allen Jungfrauen.
Auch hatten wir die große Freude, daß wir besucht wurden von dem lieben Reiseprediger Jakob Quiring. Er kam mit noch drei seiner Geschw. Sie verweilten hier sieben Wochen unter uns im reichen Segen. Es war in den letzten 14 Tagen wohl jeden Tag Versammlung. O ich sehne mich noch zurück nach der verlebten Zeit. Ich glaube, es ist wohl nicht viel übergeblieben, was der liebe Bruder nicht getroffen hat. Es galt den bekehrten und Unbekehrten. Gebe uns der treue Herr  nur viel Gnade, daß auch wir möchten wachsen in der Gnade und Erkenntnis des Wortes Gottes.
Nun erwarten wir noch einen Besuch non dem lieben Bruder und Ältest. Isaak Fast von Memrik, aber es fehlt ihm noch an einen Reisegefährten, doch wir glauben, wenn es des Herrn Wille ist, daß er uns besuchen soll, dann wird sich auch jemand finden, der mit ihm reist. Br. Fast ist meines Mannes Vetter.
Will noch berichten, daß der junge Br. Hein. Kröker vor einer Woche gestorben ist. Er ist Ältest. Heinrich Krökers jüngster Sohn. Er war noch nur 31 Jahre alt. War 5 Wochen krank und hinterläßt eine junge Witwe mit einem Söhnchen von einem Jahr alt. Es war dies ein sehr großes und wichtiges Begräbnis. Dasselbe war im Gnadentaler Versammlungshaus, und die Leiche war mitten ins Versammlungshaus hingestellt. Der liebe Bruder konnte sich nur sehr schwer losmachen von seiner liebe Sarah und seinem Söhnchen, aber doch schnekte der treue Herr ihm auch noch ein ergebenes Herz und er ging selig heim. O daß wir erst auch alle daheim wären beim Herrn, wo dann aller Schmerz und alles Sehnen, Kämpfen und Ringen aufhören wird.
Geschw. Joh. Klassen haben den 27. Nov. ihre Silberhochzeit gefeiert unter Gottes Beistand und Segen. Sie glaubten kaum, daß es noch werden  würde, denn der liebe Bruder fuhr auch nach Taschkent mit Schweinefleisch und schon auf der Heimreise wurde er krank und die Krankheit nahm derart zu, daß er ins Taschkenter Krankenhaus mußte, und cih glaube, er blieb 4 Wochen weg. Das war für die liebe Schw. etwas hart. Sie sagte auch, die Hand des Herrn sei schwer auf sie gekommen, aber jetzt können sie auch wieder mit David einstimmen und sagen wie Sam. 2, 6. Hiob 5, 13, Hos. 9, 1. 2 und Ps. 68, 36 geschrieben steht. Br. Klassen ist jetzt schon ganz gesund.
In letzter Zeit hatten wir eines Tages ein kleines Erdbeben, aber der Herr ist uns immer noch sehr gnädig gewesen, es ist bei uns noch nicht zum vollen Ausbruch gekommen.
So will ich denn schließen mit einen herzlichen Gruß an Freunde u. Bekannte und überhaupt an alle Geschwister mit Eph. 2, 8, 9.
Jacob und Helena Kröker.

   
Zuletzt geändert am 3 August, 2018