Bericht von englischen Evangelisten E. Broadbent über die Mission in Turkestan, in der „Friedensstimme“ Nr. 37, vom 13. September 1908, S. 582–583

 

Abgeschrieben von Elena Klassen (Email), alle ihre Berichte.

 

 

Vor 9 Jahren hatte ich Gelegenheit, Turkestan zu besuchen und in den Städten Buchara, Samarkand, Kokand, Andishan, Taschkent und anderswo, sowie auf dem Lande, erfuhr ich etwas von den dortigen Verhälnissen. Da ich diese Zeit fast ausschließlich unter Asiaten zubrachte, lernte ich die Not dieser mohammedanischen Völker, die das Evangelium nicht haben, sowie die Gelegenheiten, die man dort hat, ihnen das Wort des Lebens zu bringen, einigermaßen kennen.
In Taschkent hörte ich, daß weiter im Osten deutsche Mennoniten ansäßig seien, ich konnte aber nicht erfahren, wo sie wären, noch auf welche Weise sie dorthin ausgewandert seien. Was ich gesehen und gehört hatte, bewegte mich innerlich und ich hörte nicht auf, für jene Länder zu beten und gelegentlich von ihnen zu sprechen.
Aber erst vor einem Jahr erklärten sich einige Brüder bereit, sich dem Werke des Evangeliums in Turkestan zu widmen. In diesem Jahre führte mich Gott wieder in jenes Land. Inzwischen hatte ich die Geschichte des Auszuges der Mennoniten nach Mittelasien*) gelesen, deshalb besuchte ich ihre Ansiedlungen bei Aulieata. Die Geschwister, welche an diesem Auszug teilgenommen haben, standen unter dem Einfluß verschiedener Irrtümer, jedoch suchten sie von Herzen dem Herrn nachzufolgen.
Jetzt nach einem Vierteljahrhundert sehen wir, wie der Herr diese Leute, welche die Kenntnis des Evangeliums und die Erfahrung des Lebensweges haben, mitten unter der Völker gestellt hat, welche ohne Kenntnisse und Erfahrungen sind. Die Geschwister haben durch ihre Aufrichtigkeit das Vertrauen dieser Völker gewonnen und haben deshalb Eingang bei ihnen. Sie beherrschen mehr oder weniger ihre Sprache, kennen ihre Sitten, werden vielfach von ihnen bedient und haben überhaupt fortwährend freundliche Beziehungen mit ihnen. Es ist klar, daß entfernten Ansiedlungen bei Aulieata, bei China (verm. Chiwa – E.K.) und anderswo als Zeugnisse für den Herrn Jesum dorthin gesetzt worden sind. Gegenwärtig sind unter den dortigen Geschwistern Bewegungen des Geistes Gottes spürbar und viele Herzen fangen an zu verstehen, wie groß und ernst die Verantwortlichkeit ist, unter Sterbenden das Wort des Lebens zurück zu halten.
Ich wurde unter den Geschwistern dort sehr liebevoll aufgenommen und habe viel Freude in ihrer Gemeinschaft erfahren, bin auch von ihnen beauftragt, es bekannt zu machen, daß sie jetzt unter den Mohammedanern für den Herrn arbeiten wollen. Sie verlangen sehr die Fürbitte und die Mithilfe ihrer Geschwister in Rußland und anderswo, denn sie stehen vor Unwissenheit, Finsternis und Sünde und solchen Mächten des Feindes, daß ihre Ohnmacht offenbar ist und sie sehen, daß nur Gottes Geist in ihnen und für sie Sieg und Heil geben kann.
Es sind gegenwärtig wohl keine solche weiten Strecken in der Welt ohne das Evangelium, wie gerade in Zentralasien. Vor kurzem waren diese ausgedehnten Länder und Völker unerreichbar, jetzt aber, durch die mächtige Hand des Heilandes sind sie geöffnet für die Verkündigung des Heils in Christo. Wer in Gemeinschaft mit Gott steht, wird solche Dinge nicht außer acht lassen, sondern in Flehen, Geben und Arbeiten teil daran nehmen.

 

*) „Unser Auszug nach Mittelasien.“ Von FR. Bartsch.
Preis 60 Kop. Verlag H.J.Braun

  Red. D. Frdst.
   
Zuletzt geändert am 9 April, 2018