Reise nach Turkestan.
Den 28. Okt. bestiegen Br. David Janz, Tschornoosero und ich Zug auf der Station Platowka, um unsere Verwandten und Geschwister in Turkestan zu besuchen. Den 30. 10 Uhr abends kamen wir nach einer ungefähr 60 – stündige Fahrt in Taschkent an. Zur Bahn fuhren wir auf Schlitten, aber dort war es dreckig, überhaupt war schönes Wetter. Sonnabend den 1. Nov., nachmittag, fuhren wir mit unsern deutschen Ansiedlern bis zu einem lutherischen Dorfe, ...(unleserlich - E.K.) Werst von Taschkent, wo wor abends einer kleinen Versammlung das Wort Gottes verkündigen durften. Nachdem wir Sonntag vormittag dem Gottesdienst in der Schule beigewohnt, wo der Lehrer seine Predigt vorlas, und nachmittag noch zu einer netten Zuhörerschar je ein Zeugnis von der Liebe Jesu abgelegt hatten, fuhren wir um 2 Uhr noch ca. 37 Werst, wo wir übernachteten. Freitag den 7. Nov. gegen Abend erreichten wir gesund und wohlbehalten unser Ziel. Die Br. Aron Janzen und Corn. Wall kamen uns 35 Werst entgegen. Die Zeit wurde ausgekauft mit Versammlunghalten an den Abenden, abwechselnd in den beiden Bethäusern, und Tags wurden Hausbesuche gemacht. Unser Besuch verursachte allgemein Freude, und wir durften die Nähe Jesu recht oft fühlen. Das Leben unserer Deutschen in jenem Tale, d.h. in wirtschaftlicher Hinsicht, bietet dem Blick eines Europäers manches Interessante, darauf ich aber nicht eingehen will.
Den 24. Nov. traten wir nach einem öffentlichen und sonderlichen Abschied unsere Rückreise an. Die Kollekte, die bei dem Abschied zusammengebracht wurde, in Summa 77 R. 90 K., war auch ein Ausdruck der Freude. 60 R. davon wurden uns zur Reise gegeben, das übrige wurde uns für die Bundeskasse mitgegeben. Br. Aron Janzen fuhr uns unentgeltlich nach Taschkent. Sonnabend, d. 29 Nov. kamen wir wieder glücklich um 10 Uhr morgens in Taschklent an. Sonntag vormittag und abends besuchten wir die Versammlung der russischen Brüder, wo uns der Herr reichlich segnete. Von den Besuchern war der größte Teil Soldaten. Ein ortodoxer Geistlicher war auch unter den Besuchern, er sang auch hin und wieder au... (unleserlich – E.K.) Гусли (russischer Musikinstrument – E.K.) mit, welche ihm ein Bruder hinhielt. Der Leiter der Gemeinde, Br. Pjetr Nikitowitsch Kornjew, sagte, wenn sie ihr Versammlungslokal mehr im Zentrum der Stadt haben könnten, werden sie viel mehr Besuch bekommen. Weil die Glieder der Gemeinde arm sind, fällt es ihnen schwer, die gegenwärtige Pacht,...(unleserlich – E.K.) R. 50 K. monatlich zu zahlen. Der genannte Bruder ist auch ...belkolporteur (unleserlich – E.K.) der britischen Gesellschaft; er fürchtete von seinem Posten entlassen zu werden, weil er viel Zeit in der Arbeit für die Gemeinde widmen mußte. Ich möchte dieses Häuflein allen aufs ...(unleserlich – E.K.)..rmste empfehlen, sowohl zur Fürbitte als auch zur Unterstützung. Die Adresse ist: гор. Ташкентъ, книгоношу библ. Общ. Петръ Н. Корневу, уголъ Саперной ул. и Саперн. пер., дом Рогуль Моаметовъ.
Die Br. Bohn und Thielmann haben wir nicht getroffen, was uns sehr schade war. Der Herr möge sie segnen und zum Segen ....(unleserlich – E.K.)..en. Es ist für mich ein großer Segen, viele die ich durch Schrift ...(unleserlich – E.K.) kannte, persönlich kennen zu lernen. Wie wird`s sein , wenn ... (unleserlich – E.K.) nach vollbrachtem Lauf all`die Seligvollendeten schauen werden, und zwar mit dem Bewußtsein, nie mehr von einander zu gehen. Den 5. Dez. abends durften wir die lieben Unsern gesund wiedersehen.
Dem Herrn für alles Dank.
Stepanowka, Gouv. Orenburg, 9 Dez.
Aron Reimer.
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