|   Kopie der Zeitung "Mennonitische Rundschau" vom 16. April 1913, Seite 16. (gotisch) von Elena Klassen.   Gnadenthal,  Turkestan, Asien, den 20. Februar 1913. Peter u. Ag. GooßenWerte Leser der Rundschau! Da dies Blatt schon seit vielen  Jahren im elterlichen Hause gelesen wird und in den letzten zwei Jahren auch  bei uns, so will ich auch allen Freunden und Bekannten von unserem Befinden  mitteilen.
 Ich bin Kornelius Gooßens Peter, früher in Südrußland, im  Dorf Lindenau gewohnt und nach Turkestan ausgewandert 1880. Ich war damals  sieben Jahre alt, kann mich aber der Reise noch gut erinnern. Wir sind fünf  Geschwister und alle am Leben und auch verheiratet. Unser vier wohnen wir in  einem Dorf. Der ältere Bruder Kornelius ist vor drei Jahren mit David Reimers  nach Amerika gezogen und wohnt in Korn, Oklahoma. Auch ist in Amerika eine  Tante Cornelius Wiens, Minnesota. In Rußland und in Sibirien sind von des  Vaters Geschwistern. Seid alle gegrüßt, auch ihr, Nichten und Vettern.
 Der Vater ist noch ganz rüstig und wohnt jetzt beim  jüngsten Bruder Gerhard in der großen Stube. Die Mutter ist 1912, den 27.  Dezember in einem Alter von 74 Jahren und 5 Monate und 2 Tagen eingegangen in  die ewige Ruhe in völligem Glauben an Jesum. Sie war nur eine Woche krank.
 Manche von denen, die aus Asien nach Amerika gezogen sind,  werden sich meiner wohl noch erinnern können. Mit Johann Bärgen Jungens bin ich  viel zusammen gekommen und jetzt wohne ich in ihrer gewesenen Wirtschaft; aber  nicht in dem Häuschen, welches damals war. Seid alle herzlich gegrüßt.
 Wir haben in der Rundschau von einem Johann Harder in  Amerika gelesen. Das ist der Vetter meiner Frau. Der frägt nach Peter Wallen,  früher Alexanderkrone. Das sind meine Schwiegereltern, die leben noch. Sie  haben die Wirtschaft aber schon mehrere Jahren abgegeben oder verkauft und  wohnen beim jüngsten Sohn Abraham auf dem Hof in einem kleinen Häuschen. Die  Mutter leidet zuweilen an Asthma und hat es schwer mit der Luft, daß sie nicht  immer das Ihrige besorgen kann. Der Vater hat vor mehreren Jahren an der Nase  eine kleine Wunde bekommen, welche von Zeit zu Zeit größer wurde. Vor drei  Jahren wurde er sich einig, nach dem Arzt in Taschkent zu fahren. Ihn  begleitete seine ältester Sohn Peter und ich. Der Arzt stellte fest, daß es  Krebs sei. Von da fuhren wir gleich nach Südrußland zu einem homeopatischen  Arzt, wo wir uns dann einige Wochen aufhielten und nach Ablauf derselben  nachhause fuhren. Die Reise nahm acht Wochen in Anspruch. Anfangs heilte es  sehr, inzwischen ist es aber wieder schlimmer geworden. Jetzt, da wir wieder  frische Medizin haben, heilt es wieder. Ob es ganz heil werden wird, weiß, der  Herr; der wird alles gut machen. Auf der Heimreise besuchten wir Jakob Hoogen,  die Schwester der Schwiegermutter. Diese sind auch schon alt. In Amerika sind  noch die Schwestern Heinrich Hildebrands und Peter Heiden und in Rußland  Penners und Peter Peters. Ob sie noch alle leben, wissen wir nicht. Wir möchten  gern etwas von ihnen hören, wenn auch durch die Rundschau.
 Von Peters ihren Töchtern wohnen zwei auf Orenburg, das  wissen wir, und von Hoogen ihre in Sibirien. Seid alle herzlich gegrüßt.
 Wallen ihre Kinder sind alle verheiratet und jeder wohnt  auf seinem Eigenen. Der Aelteste ist Peter, dann ist Johann, Aganetha – diese  ist meine Frau -, Jakob, Abraham und Marichen. Die letzten drei sind  Turkestaner. Gebe Gott, daß wir uns einst vor seinem Tron alle vereinigen, wo  kein Scheiden sein wird!
 Muß noch berichten, daß die Schwiegereltern den 28. April  1911 ihre goldene Hochzeit feierten.
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