Kopie der Zeitung "Mennonitische Rundschau" vom 6. August 1913, Seite 8. (gotisch) von Elena Klassen. 
  
Nikolaipol,  den 22. Juni, 1913. 
In  meinem letzten Bericht erwähnte ich des Wassermangels. Es ist damit  verhältnismäßig nicht besser geworden. Die Ernteaussichten sind auch nur sehr  gering infolge der kühlen Witterung und des Wassermangels. Trotzdem ging vor  stark einem Monat, Mitte Mai, südlich, aber auch östlich, mehr noch westlich  von Alexandrowka, ein furchtbarer Platzregen nieder, welcher einige  Menschenopfer, aber noch mehr solche an Vieh gefordert hat. Außerdem richtete  er mit seinem niedergegangenen Wasser großen Schaden an Wegen, Arecken  (Bewässerungskanäle) und in der  Kreishauptstadt Aulie-Ata auch an einigen Gebäuden und Warenlagern an. Im  sogenannten Talaskaj (eine Schlucht durch einen Ausläufer der Alexanderkette)  war der Weg total unpassierbar, doch nach einigen Tagen fleißiger Arbeit ist  der Weg bei gegenwärtiger Witterung notdürftig fahrbar. An den engsten Stellen  der Schlucht war das Wasser ca. 8 bis 9 Arschin gestiegen; das macht bei dem  ungeheuren Gefälle eine großartige Masse und Kraft, und es waren auf manchen  Stellen jegliche Spuren vom Wege und Arecken bis auf den festen Felsgrund  verwischt und weggeschwemmt. An einem Arecke arbeiteten die Kirgisen drei  Wochen, bis sie Wasser in demselben hatten. Die andern hatten weniger Arbeit;  doch hat das Getreide und der Klee – (in Amerika sagt man wohl Alfalfa -  Nur eine besondere Kleeart, die Luzerne,  trägt diesen Namen. Ed.) sehr darunter gelitten. 
Der  Bahnbau von Station Aries – Taschkenterbahn – nach der großen sibirischen Bahn  soll denn doch nächstens in Angriff genommen werden. 
Der Gesundheitszustand ist befriedigend. Br. Gerhard  Reimer und Schw. Jak. Giesbrecht werden, so der Herr will, sich nächstens  ehelich verbinden. Auch Cor. A. Janzen und Anna F. Braun gehen denselben Weg. 
Geschw.  D. Friesens fuhren nach Pawlodar zu ihren Kindern auf Besuch. Dort verunglückte  die alte Schwester, indem sie, als sie vom Wagen stieg, fiel, und zwar so, daß  man ihrer Gesundheit halber sehr in Sorge war (letzte Nachricht).  
So oft weilen meine Gedanken bei euch, Geschwister  Heinrich Koop, Cordell, Oklahoma. Verzaget nicht, der Herr sitzt am Ruder und  will nur unser Wohl. Es ist für uns hier immer sehr interessant von den alten  Turkestanern zu lesen. Es würde uns wirklich freuen, von einem jeden etwas zu  erfahren. Bitte, schreibt, wenn nicht ein jeder selbst, dann doch von einem  jeden. Wo stecken Pet. Ecken Jungens alle? Hier ist manches schon sehr verändert. 
Den  20. Juni kam unser Sohn Jacob aus dem Jekaterinoslawschen aus der Schule  nachhause. Er brauchte überhaupt 10 Tage und ein paar Stunden bis hierher. Er  geht aber im September wieder dorthin, aber nicht mehr als Lernender, sondern  als Lehrender. 
Im Geistlichen  herrscht drückende Schwüle. Allen Bekannten, Verwandten, Geschwistern und  Eltern die besten Grüße. 
Hein. Janzen |