Brief von Jakob Mandtler aus Andrejewka, Turkestan in der "Mennonitische Rundschau" vom 28. Dezember 1910, Seiten 12-13

 

Abgeschrieben von Elena Klassen (Email), alle ihre Berichte.

 

Kopie der Zeitung "Mennonitische Rundschau" vom 28. Dezember 1910, Seiten 12-13. (gotisch) von Elena Klassen.

 

Andrejewka, Turkestan, Rußl. den 19 Oktober 1910. Wir sind jetzt wieder durch Gottes Gnade nahe dem Winter vorgerückt. Wir haben schon ziemlich Schnee bekommen. Den 14. Oktober schneite es den ganzen Tag, und Freitag, den 15. waren schon die Fenster gefroren, 6 Gr. unter Null. Jetzt ist es schon wieder ziemlich weggetaut. Heute war es 6 Grad warm.
Wir hatten einen sehr warmen Sommer und sehr trocken. Die Wege waren sehr tief mit Staub bedeckt.
Die Ernte ist mittelmäßig gut, alles ist aber teuer, Weizen per Pud bis 1 Rbl. 10 Kop., Hafer per Pud bis 63 Kop., Schweinefleisch in Taschkent 6 Rbl. 50 Kop., Eier 10 Stück 12 Kop., gewöhnliche Butter per Pfund 30 Kop.
Es ist hier im verflossenen Sommer viel Krankheit gewesen; Erbrechen und Durchfall. Die Cholera ist nicht in unserer Nähe gewesen. Und doch spricht der Herr auch bei uns durch den Boten des Todes. Es starb hier eine Schwester im Alter von 38 Jahren an den Folgen einer Entbindung. Sie stand fest im Glauben; hatte durch Gottes Gnade Jesum als ihren Erlöser erkennen dürfen und wurde vor vier Jahren mit ihrem Gatten auf ihren Glauben getauft und in die Brüdergemeinde aufgenommen. Sie war eine gewisse Heinrich Fröse, stammend vom Trackt bei Saratow. Ihr Gatte und sechs Kinder betrauern sie.
Br. Abr.Görzen von Amerika, Oklahoma, weilt jetzt unter uns, besonders bei seiner jüngsten Schwester in Ohrloff. Ist schon 17 Jahre in Amerika wohnhaft gewesen.
Wir hatten auch lehrende Brüder auf Besuch bei uns, die uns Gottes Wort verkündiget haben: Erstens ein Bruder Thiessen von Alt-Samara, dann Kor. Fehr, Aeltester von Kamenka und Gerhard Neufeld von No. 13 Orenburg. Der Herr möchte den Samen des Wortes Gottes segnen, daß er ausrichte, wozu er es uns gegeben hat. Es sind noch viele, die Jesum noch nicht als ihren Erlöser kennen.
Wir hatten in der Zeit des Besuches drei Ernte-Dankfeste, wo manches Wort Gottes verkündigt wurde. Es sind einige Seelen erweckt; eine Seele hat schon Frieden gefunden. Es geht alles nach dem Worte Gottes seinen Gang. Salomo sagt Pred. Kap. 3: “Alles hat seine Zeit.” Und der Herr Jesus sagt, Luk. Kap. 17: „Wenn des Menschen Sohn kommen wird, dann wird es sein wie zu den Zeiten Noahs“. So geht es auch bei uns in Turkestan. Der Herr Jesus sagt: „Wachet, denn ihr wisset nicht, wann des Menschen Sohn kommen wird.“ Matth. 24, 42-44; Kap. 25,13.
Darum lasset uns wachen, denn der Bräutigam kommt bald.

Jakob J.Mandtler.
   
Zuletzt geändert am 15 Februar, 2017