Nachruf über Johann Barkmann, geschrieben von seiner Ehefrau Käte Barkmann aus Andrejewka, Aulie-Ata in der "Mennonitische Rundschau" vom 29. Mai 1929

Abgeschrieben von Elena Klassen (Email), alle ihre Berichte.

 

Kopie der Zeitung "Mennonitische Rundschau" vom 29. Mai 1929, Seite 5. (gotisch) von Elena Klassen.

 

Allen die, ihn lieben und schätzen gelernt haben, möchte ich durch diese Zeilen bekannt geben, daß es dem Herrn gefallen hat, unsern lieben Bruder im Herrn, Johann Barkmann von Andrejewka, Aulie-Ata, heimzurufen. Schw. Barkmann schreibt in folgenden Zeilen, vom 15. April d. J. (dieses Jahres – E.K.), die wir heute erhielten, wie folgt: „Denn meine Gedanken sind nicht Eure Gedanken und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr; sondern so viel der Himmel höher ist denn die Erde, so sind auch meine Wege höher denn eure Wege, und meine Gedanken denn eure Gedanken“.

Liebe Geschwister, Jakob Claassen! Mit wundem Herzen teile ich Ihnen hiermit, daß mein lieber Gatte und den Kindern ihr Vater, den 9 April, 6 Uhr abends heimging. Er war in letzter Zeit sehr krank, das sah ich, selber doch sagte ich mir immer wieder, und auch zu meinem lieben Kranken: der Herr kann dich doch noch heilen, und hatte auch die Hoffnung, daß Er es tun würde; war daher die meiste Zeit mutig und heiter an seinem Krankenbette. Seine Krankheit war sehr wechselhaft. Mitunter mußte er sehr schwer leiden, dann haben wir beide geweint und gezagt. Doch wir nahmen immer wieder unsere Zuflucht zum Herrn und Er gab Erleichterung. Am 9. April, vormittags, merkte ich, daß eine Veränderung mit ihm vorging. Ich sagte zu ihm: Ich glaube, du gehst zum Herrn. Meinst du? Fragte er, und sagte den Liedervers: „Laß mich gehen...“ usw. In  meinem Schmerz rief ich aus: Ich will mit dir gehen! Doch er zeigte auf die Kinder, - ich müßte bei ihnen bleiben; und sagte mir zum Trost 1.Mose 48, 21: „Der Herr wird mit Euch sein.“ Dann sagte er noch mit großer Freudugkeit: „Nun werde ich den Herrn sehen, so wie Er ist.“ So lange ich ihn kenne, war das sein innigstes Verlangen. Täglich bitte ich den Herrn, daß Er mir Gnade und Weisheit geben möchte, auch besonders in der Kindererziehung. Den 12. April wurde mein lieber Mann, unter reger Teilnahme, zu Grabe getragen. Ansprachen wurden gehalten über Offb. 12, 10.11; 1. Mose 48, 21, und uns zum Trost wurde das Wort gegeben: Jes. 57, 1.2. Ich kann nichts anderes, als Ihnen noch eins und das andere mitzuteilen. Den letzten Abend, ehe mein lieber Mann starb, hatten wir noch eine lebhafte Unterhaltung. Wir wollten gerne aus Rußland heraus, unserer Kinder wegen, und dann dachten wir auch, mein Mann könnte in Deutschland, mit Gottes Hilfe, geheilt werden, und von da aus wollten wir nach Amerika. Wir hatten deswegen auch schon nach Deutschland geschrieben, haben von da aber noch nicht Antwort. Hier hatten wir in der Stadt Fruasa (Frunse? – E.K.) wegen Pässe angefragt, um nach Deutschland zu fahren, welche man uns auch in Aussicht gestellt, wir sollten nur die nötigen Papiere vom Arzt vorzeigen. Nun das ist ja jetzt alles vorbei. Mit meiner treuen Leiche habe ich vieles begraben müssen.

Mein Gebet und Flehen ist, der Herr möchte mich ganz stille und ergeben machen. Und ich bin durch das Wort Gottes auch getröstet und aufgerichtet worden: und doch gibt es Stunden für mich, wo es in meinem Herzen wühlt und schreit: „Herr, warum gehst Du diesen Weg mit mir, ich kann ihn nicht verstehen!“

In der Ehe haben wir gelebt 8 Jahre, 8 Monate und 9 Tage. Alt geworden ist er 47 Jahre, 3 Monate und 25 Tage.

Beten Sie für uns.

Mit herzlichem Gruß verbleibe ich Ihre tiefbetrübte Schwester im Herrn

Käte Barkmann.

 

Bruder Johann Barkmann von Rückenau, Süd-Rußland, war zum ersten Mal unser Gast am 16. Mai 1914, wo er sich mehrere Tage aufhielt und in beiden Kirchen predigte. Seine Texte waren 1. Kor. 15, 17 und 1. Petr. 1,18. Dann kam er später noch einmal am 17. Juli 1916, wo er in unserer Stadtkirche predigte, über 1. Joh. 3, 1-3. Den Winter zuvor hatte er in Nord Dakota in einer stockrussisch – mennonitischen Gemeinde Schule und Religionsunterricht erteilt. Von hier reiste er nach Japan, Sibirien, das Evangelium verkündigend. Hier heiratete er diese, ihn jetzt so tief  betrauernde Frau, als Witwe mit 4 Kindern, Nach mehreren Jahren litt seine Gesundheit und zog deshalb, des Klimas wegen, nach Aulie-Ata, wo er einer Gemeinde diente, bis ihn der Herr aufs Siechbett legte, wo er mit kleinen Unterbrechungen, wohl über ein Jahr durch viel Trübsal gegangen ist.
Hier in unserer Gemeinde gehen wir in dieser schönen fruchtbaren Frühlingszeit, dem herrlichen Pfingsfest entgegen, an dem uns herrliche Gnadenmittel verheißen sind. Wehe uns, wenn wir sie verschmähen, und dem ungeachtet uns gleichgültig von Gott abwenden und nach eigenem Gutdünken fortwandeln wollen!
O Herr Jesus, Dich kennen ist Seligkeit; Dich anbeten und Dir dienen, ist das größte Stück unseres unsterblichen Geistes. Würdige uns denn der hohen Gnade, daß wir nicht nur mit Worten und Gebärden, sondern im Geist und in der Wahrheit Dir unsere Ehrenbezeugungen darbringen, vor Dir, unserm Heiland, uns demütigen und Dir uns von neuem verschreiben mit ganzem Herzen und mit ungeteiltem Willen!
Mit herzlichem Gruß an Editor und Leser

Jacob Claaßen

Zuletzt geändert am 21 April, 2023