Brief von Cornelius Dück aus Gnadenthal, Asien in der "Mennonitische Rundschau" Nr. 26 vom 26. Juni 1889

 

Abgeschrieben von Elena Klassen (Email), alle ihre Berichte.

 

Kopie der Zeitung "Mennonitische Rundschau" Nr. 26 vom 26. Juni 1889, 1 und 2?. (gotisch) von Elena Klassen.

 

Asien.
Aulieata (Gnadenthal), 6 Mai 1889. Zum Gruß an alle Leser Marcus 11, 25.26. Für den alten Adam ist das angeführte Wort eine schwere Aufgabe, wer aber in Jesu Reich hinein will, der muß den 25. Vers unbedingt zu erfüllen suchen, das eigene „Ich“ besiegen, Jesum gehorsam sein und nachfolgen, wie Er uns vorangegangen ist, denn der liebe Heiland spricht (Joh. 15.14): „Ihr sein meine Freunde, so ihr thut, was ich euch gebiete.“ Der Mensch ist geneigt, mit dem Munde zu vergeben, aber im Herzen? Ach! Da will es bleiben. Und stimmen Herz und Mund nicht zusammen, so kann man nur „als Lügner“ beten: „Geheiliget werde dein Name“, und ruft sich nur das Gericht zu, wenn man betet: „Vergieb uns unsere Schuld, wie wir unseren Schuldigern vergeben“, während er nur bittet, daß Gott ihm so vergeben soll, wie er (der Beter) vergiebt! Diese ist auch für mich eine ernste Lehre, denn auch mein Herz ist derartig, daß es mit dem Mund nicht will einstimmen; es bedarf mitunter recht viel Arbeit, Herz und Mund zum Uebereinstimmen zu bringen, und ich sage: es bedarf einer Gotteskraft dazu!
Der Frühling ist nun wieder da und Alles lebt wieder auf. Hier hemmt die kühle Witterung und die Nachtfröste noch immer das Wachsthum der Früchte des Feldes. Den 22. April fiel so viel Schnee, daß viele Aeste an den Bäumen zerbrachen. Die Bäume waren schon belaubt und die Kirschbäume gerade in voller Blühte. Es hat dieses Frühjahr schon recht viel geregnet, die höheren Berge sind noch immer mit Schnee bedeckt und so geht das Holzfahren nur mühsam. Es sollte schon Holz gefahren werden zum Versammlungshause, welches wir zu bauen im Begriff sind, hat aber des vielen Regens halber noch nicht geschehen können, zumal es gleichzeitig auch immer in den Bergen geschneit hat. Die Woche vor Ostern und die Feiertage war`s schon über 20 Grad warm.
Franz Epp und Peter Janzen, fr.Trakt, sind den 29. April nach dort abgereist, um ihre Freunde zu besuchen. Br. Peter Dahlke, welcher vergangenen Herbst nach der Molotschna abgefahren ist, hat sich allda eine Ehehälfte genommen und wird dieser Tage hier erwartet. Auch kommen noch einige Familien dieses Frühjahr hierher: Franz Bornns mit allen ihren Kindern und beiden Schwiegersöhnen, Franz Görz und Peter Voth aus Wernersdorf, und Jacob Krökers, Tiegerweide. Dieselben gedenken zu Pfingsten hier einzutreffen, so Gott will.
Weizen preist (kostet – E.K.) jetzt 6 Rubel per Batman, Hafer R. 3.50, Kartoffeln 20-25 Kop. per Pud.

Herzliche Grüße an alle Geschwister in Christo, sowie an Freunde und bekannte.
Meine Gesundheit ist wieder etwas besser als im Winter. Dem Herrn viel Dank! Jedoch wird mein Körper von Zeit zu Zeit schwächer und Gott weiß wie lange, so bin ich bei meinem Heiland.
Cornelius Dück,

fr. Wernersdorf, Molotschna.
   
Zuletzt geändert am 24 Dezember, 2016