Brief von Heinrich Janzen aus Aulie-Ata, Asien und eingegangenen Spenden in der "Mennonitische Rundschau" Nr. 38 vom 17. September 1884

 

Abgeschrieben von Elena Klassen (Email), alle ihre Berichte.

 

Kopie der Zeitung "Mennonitische Rundschau" Nr. 38 vom 17. September 1884, Seiten 1-2. (gotisch) von Elena Klassen.

 

Asien.
Aulieata. Das Getreide ich noch nicht reif, scheint  aber vielversprechend. Heu hats von 10-25 Fuder (abgeleitet von Fuhre, Ladung – E.K.) auf den Wirt gegeben, Naturklee und Quecken erzielt man durch Bewässerung. Der Winter ist leicht und wechselhaft, das Frühjahr regnerisch, der Sommer bis dato heiß gewesen. Der Gesundheitszustand  gut. Nur meiner leiblichen Schwester Jan.Kröker ihr Bein wird nicht gerade. Siebert Görzen muß als irrsinnig behandelr werden, wegen Verlust seiner Söhne in Taschkent und Abraham Görzen hat das Los zum Dienst getroffen. Obzwar er zu Hause ist und über unsern Kronswald gesetzt ist, den wir für das bauholz pflanzen müssen, soll er doch auf der Hut sein, wenn Herrschaft kommen, welche sich unlängst erwiesen, nämlich Bruder und Jakob Janzen (Aeltester) war mit ihrer Zwei nach Taschkent, die das Los getroffen in der alten Heimat zur Besichtigung vom Doktor gefahren. (So heißts wörtlich, ist uns aber nicht klar. Editor)
Bruder Herrman Epp und ich mußten den Kreiß – Natschalnik (Kreisvorgesetzter – E.K.) begleiten zu unserm Kronswald. Gleich mußte nach Görzen geschickt werden und war sehr unzufrieden als Görzen nicht kam, (was er gesagt werde ich auslassen). Die nach Taschkent mußten war Tobias Schmidt, lediger Sohn des David Schmidt und Heirich Wedel, Sohn des Peter Wedel, schon verheiratet mit der Tochter des alten Jacob Rinner (Rinner ??Reimer?? – E.K.). Wie es scheint, werden sie tauglich sein. H. Wedel will sich aber nichts übernehmen, sondern sich lieber des Landes verweisen lassen.
So bin denn auch ich und noch an 30 Familien gesonnen Rußland zu verlassen und nach Amerika zu kommen.
Nur schwer und schmerzlich ist es zu bekennen, daß wir alle Solche sind, denen von Ort und Stelle müßte geholfen werden und noch Kronsschulden haben, die unfehlbar müssen beim Natschalnik eingezahlt werden. Dann bleibt noch die Kassenschuld von der Reise hierher von der Molotschna, wie wird’s mit derselben? Das Fuhrwerk muß man mitnehmen bis Orenburg und die Wirthschaft weiß man noch wenig zu schätzen; in dem man nicht weiß ob Jemand hier bleibt und an den Kirgisen ist derartiges nicht zu verkaufen.
Doch der Herr dem wir vertrauen ist stark genug die Sache auszuführen, dem Himmel und Erde und das Meer zu Gebote stehen, den was er sich vorgenommen und was er haben will, das muß doch endlich kommen zu seinem Zweck und Ziel. Die da ziehen wollen haben sich bereits einige gemeldet, bei dem Sekretär des Komites David Görz, Halstead, die Uebrigen werden noch. Wir, nämlich Aeltester J.Janzen, Herrman Epp und ich sitzen jetzt in Aulieata und warten auf den Gouverneur um ihn zu empfangen und auf unsere Ansiedlung zu begleiten und weil er noch nicht da ist, hab ich mal Zeit zu schreiben. Daher bitte ich durch die „Rundschau“ meine lieben Freunde in Amerika und in Rußland etwas zu benachrichtigen, denn ich habe viele Briefe nicht beantwortet, auch meiner noch keinen Brief geschrieben, welches ihr gewiß viel Thränen gekostet.Wir sind Gott sei Dank noch alle am Leben, die wir auszogen, die Zahl ist um zwei Großkinder und zwei Schwiegersöhne vergrößert: Kornelius und Heinrich sind beide Schullehrer. Heinrich ist so groß wie ich, Kornelius etwas kleiner. Meine liebe Frau weint viel, daß es soll eben wieder gezogen werden und das eben gebaute Haus verlassen um wieder Jahr und Tag obdachlos zu verbringen, und was soll ich zu ihr sagen?
Zum Schlusse grüße ich Alle und bitte, unser doch liebend und betend zu gedenken wie es so Viele bis dato gethan haben, verbleibe Euer in Christo verbundener Bruder, Freund und Bekannter
Heinrich Janzen,
früherer Färbermeister, Lichtfelde, Rßl.

 

Der Unterzeichnete erhielt und beförderte die folgenden Gaben, die zur Unterstützung solcher Mennoniten einliefen, die von Asien nach Amerika auswandern wollen.
Durch H.P.R. von der Menn.
Br. Gem. bei Lehigh,
Kans.                                               $ 38.00
Total -                                             $ 38.00
J.F.Harms, Canada, Marion Co., Kansas.

Spezielle gaben für Asien erhalten.
Durch Aeltesten  Jakob Klaassen von seiner Gemeinde, Reno Co., Kans., für –
Peter Wiebe, Lehrer in Janzens  Gemeinde, Aulieata $ 6.00 und für Bernhard Dück, fr. Blumstein $ 14.00,
zusammen 20.

   
Zuletzt geändert am 22 Dezember, 2016