Kopie der Zeitung "Mennonitische Rundschau" vom 15. September 1909, Seite  16. (gotisch) von Elena Klassen. 
  
Andrejewka, Asien, den 24 Oktober 1909. 
Wünsche zuvor dem Editor und allen Lesern den Frieden  Gottes in Christo Jesu. Da sich hier in   Asien seit meinem letzten Bericht   eins und das andere zugetragen, will ich davon berichten. 
Den 26. Juni um etwa 4 Uhr morgens wurden zwei  Erdstöße verspürt; in der ersten Woche des August waren auch Erderschütterungen  zu spüren. 
Die Ernte ist beseitigt, der Weizen ist gering, der  Meltau hat ihn beschädigt. Es hat nicht so viel gegeben, daß es volkommen zu Brot  und Aussaat reichen wird. Das Getreide wird von Woche zu Woche teurer, ist  schon bis 10 Rubel das Battman 12 P. Wir haben einen sehr trockenen Sommer  gehabt, viel Staub, von anfangs Juni bis Oktober keinen Regen, auch ziemlich  warm. 
Heute nachmittag fing es an zu regnen und heute abend  regnet es immer noch fort.  
Jetzt ist die Mehrheit der Unseren auf dem Wege nach  Taschkent, um Schweinefleisch zu verkaufen. Die Bewohner unserer Gegend liefern  so viel Fleisch, daß die Preise sehr herunter gehen, denn die Städter können es  nicht verzehren. Unsere Gegend ist durch Gottes Gnade für Viehzucht  ausgezeichnet, auch für die Schweine; sie werden ausgenommen, der Kopf und die  Füße ab und dann fürs Pud 5 Rbl., wenn schwere von 10 bis 13 Pud und darüber zu  5 ½ Rbl., per Pud in Taschkent. Wenn das Getreide noch teurer wird, so werden  zum künftigen Jahr weniger Schweine sein. 
Jetzt hat sich auch schon die Winterwitterung gezeigt,  vom 13. auf den 14. Oktober war ziemlich Schnee gefallen mit Frost, einen  Morgen waren 7 Grad, doch ist jetzt alles wieder fort und schönes Wetter, so  daß das Vieh noch ausgetrieben werden kann. 
Der Gesundheitszustand ist befriedigend., außer  einige, die krank sind. Br. Johann Klassen ist schon 10 Wochen krank, geht  langsam zur Besserung. Ein Peter Janzen von Köppenthal stammend, ist am  Unterleib gelähmt, leidet am Rückenmark gelähmt und wird mit dem Rollstuhl  weitergefahren. Ausgangs September starb ein alter Witwer, Jakob Friesen, 67  Jahre alt, an Lungenentzündung. Es war ein dunkles Absterben, o dann tritt man  an sich selbst hinan (hinein? – E.K.) und frägt sich, hast Du auch das Deine  für und an solche Seele gethan? Viele Versäumnisse treten denn auf, daß man  dann tief gebeugt in den Staub sinkt und sagen muß: Herr, wenn du wolltest  Sünde zurechnen, wer würde bestehen! 
Noch einen Gruß an Jonas Quiring. Der Herr Jesus  bewahre sein Volk und segne sein Erbe, um seines Namens willen.  
Jakon Mandtler |