Kopie der Zeitung "Mennonitische Rundschau" Nr. 32 vom 7. August 1889, Seite 1. (gotisch) von Elena Klassen.
Asien.
Gnadenthal, 7. Juni 1889.
Zum Gruß an die Leser Marcus 11, 25.-26. Ernste Worte, die wohl zu beachten und im Herzen gbehalten zu werden verdienen.
Eine Zeit nach der andern geht vorbei und man geht wohl zu nachlässig dahin. So wird über Eins und das Andere gesprochen was bevorsteht, als auch z.B. von dem Herkommen einiger Familien von der Molotschna und jetzt sind sie auch schon da. So fiel mir die Zukunft des Herrn recht ernst auf. Oft wird gesprochen, die Zukunft des Herrn ist nahe und mit einmal wird Er auch erscheinen, sowie auch der Apostel Petrus im zweiten Brief 3,9. u. 10. davon zeugt. Der Herr wolle noch Viele zur Erkenntniß der Wahrheit bringen, und die zur Erkenntniß gekommen sind, wolle Er würdig machen zu dem, was geschrieben steht Luc. 21, 36.
Am 1. d.M. (des Monats – E.K.) kamen Franz Bornns sammt Kindern und beiden Schwiegersöhnen, Franz Görz und Peter Voth, hier wohlbehalten an. Geschwister Peter Dahlke und Jacob Kröker, fr. Tiegerweide, Molotschna, sind schon früher gekommen, Erstere den 16. Mai und Letztere den 17. und sind auch, dem Herrn Dank, wohlbehalten angelangt. Dieser Kröker wohnt in dem Hause, welches Benjamin Wedels bewohnten bevor sie nach Amerika zogen; er hat für die Wirthschaft 200 Rbl. bezahlt.
Der Gesundheitszustand ist im Ganzen, Dank dem Herrn, so ziemlich gut, nur Br. Martin Janzen hat schon beinahe zwei Monate meistens im Bett zubringen müssen, er leidet schwer an einem Bein; Gott weiß wie`s ausfallen wird.
Der Frühling ist recht regnerisch und bis zum 18. Mai mit wenig Ausnahme auch ziemlich kühl gewesen; da aber seither die Wärme ziemlich groß war und es auch noch eines Tages regnete, so stieg das Wasser (Schneewasser und Regenwasser) in den Flüssen so hoch, daß den 1. Juni zwei Kirgiesen im Fluß Ur-Maral ertrunken sind.
Franz Pauls und Dietrich Peters, welche Franz Bornns von Samarkand (638 Werst von hier) abholten, und Johann Regehr, welcher ihnen bis Aulieata entgegen fuhr, sind im Fluß Kumischtak, etwa 5 Werst von hier, auch in Gefahr gekommen, da das Ufer an der einen Seite vom Wasser so weggerissen war, daß die Pferde den Wagen nicht haben durchziehen können, und so ist der Wagen mit Menschen in Gefahr gewesen vom Strom mitgerissen zu werden; doch ist es, Dank dem Herrn, glücklich gegangen.
Herzliche Grüße an Freunde und Bekannte.
Cor. Dück |