Es sind Auszügen aus einem Brief, den sie am 15.06.1998 an Verwandte in Kanada geschrieben hat. Aus Datenschutzgründen wird nicht der Ganze Brief wiedergegeben. Der Bericht beginnt mit der Zwangsumsiedlung nach Neu Ak-Metschet:
„Anno 1935 auf Ostern wurden wir alle auf Autos geladen, durften nur etwas im Sack mitnehmen, etwas Betten 1 Löffel u. Teller auf die Person, eine Schüssel u. Kochtopf noch einmal umzuziehen, also mit nichts. Wurden auf einer Barsche (Lastkahn, AT) geladen u. es ging stromauf auf dem Fluss Amudarja bis Schardschu, dann auf Viehwagons bis Stalinabad (heute Duschanbe, AT). 9 Tage auf dem Fluss u. noch eine Woche bis Stalinabad, dann hohe Berge mit Autos bis Kurgan (Kurgan-Tjube?, AT), von dort hatten schon die Gefangenen, eine Schmalbahn gebaut u. so wurden wir auf Plattform gesetzt u. es ging bis an die Grenze Afghanistans. Eine Wüste, Himmel u. Sand, weiter nichts. Wir blieben alle sitzen auf die Plattform. Die Mielitz schrie geht runter. Stiegen alle runter, kein ein Mensch sagte ein Wort, waren wie versteinert, wir dachten wir sollten hier verhungern u. verdursten. Der Zug ging ab. Nach langer Zeit, sagte jemand „Dort weit kommt was Schwarzes“, es kam näher u. es war ein Auto, luden uns auf und es ging 3 km weiter an die Grenze, dort war schon eine Gruppe Leute aus Leningrad, die waren schon 1 Monat früher hingebracht, Russen, die hatten Kirow erschossen. Natürlich Lügen, Stalin hatte ihn selbst erschießen lassen. Tadschikistan sollte urbar gemacht werden u. dazu müssen doch Menschen sein u. Freiwillig fährt doch niemand in einer Wüste, wo kein Baum kein Strauch, nicht mal Gras ist gewachsen, dazu 40 bis 50 gr. Hitze. Wir Deutsche u. Ak-Metscheter hatten uns schon etwas das Klima angewöhnt aber die Russen starben wie die Fliegen, bei uns nur die Alten u. Kinder bis 2 Jahre. Weil doch noch kein Gemüse u. Obst war, gab es Zinga (Skorbut = Vitaminmangel, AT) auch bei Erwachsenen, bei Kindern ging es über in Krebs u. starben.
Die erste Arbeit war Kanäle graben, dass man Wasser zu uns leiten konnte aber ohne Technik, Traktoren kamen paar, wurde geackert u. wir mussten noch Baumwolle sähen. Es war paar Jahre eine große Quälerei, dass Land nicht gleich und sandig, alles muss gewässert, kein Regen, dann sind die Kanäle immer durchgerissen, dann mussten wir Frauen alle dicht nebeneinanderstehen u. die Männer haben dann an uns Erde geworfen bis man wieder den Kanal zubekam. Auf der Erde wurde geschlafen, auch gegessen, nun alles auf der Erde, kein Stuhl kein Tisch, kein Bett, also Garnichts. Wenn wir des Morgens aufstanden, unter unsere Decken waren Skorpionen, wenn man von ihnen gestochen wurde, gab es 40 Gr. Hitze u. große Schmerzen, doch wir hatten schon Mittel von Ak-Metschet gewusst, so dass man nicht starb.
Dann wurden von Rohr Baracken gebaut u. so waren wir alle zusammen, des Nachts wenn jemand raus wollte, war fast nicht möglich über alle Menschen gehen. Schlangen waren auch sehr viele, auch die große Giftige. 20. Km von uns, wo das Rohr wuchs, waren auch Tiger, Wölfe, Hirsche, Fasane u. verschiedenes Geflügel u. Schlangen Millionen. So ging es 2 Jahre sehr schlecht u. Arm, dann mussten wir uns Wohnungen bauen von Lehm. Die Dächer auch von Lehm u. im Winter gab es jetzt manchmal Regen was früher nie war. Wenn es regnete gingen wir raus sonst kam das Lehmwasser durch das Dach u. in der Stube war ein Matschloch, nun alles beschreiben, das gebe ein dickes Buch. Von früh morgens auf Arbeit bis spät abends, der Kommandant steht den ganzen Tag neben uns. Niemals Ruhetag oder Feiertag, Jahraus Jahrein. Was man musste für sich machen, des Nachts. Die Stadt war ein stinkendes Sumpfloch, 2 Häuser waren gebaut, da saß die Regierung drin, rund um die Tadschiken furten u. das war alles. Also in 50 Jahren hatten wir alles urbar gemacht Gebaut und gepflanzt, wunderschöne grüne Städte, Fabriken, Gärten, Bäume, Blumen nun alles was du dir nur denken kannst. Wer es am Anfang hat gesehen u. jetzt, da wir alles aufgebaut hatten, Fast nicht zu glauben, wie wunderschön Tadschikistan aussah.“ |