Brief von Peter Riediger aus Klinok, Neu Samara in der "Mennonitische Rundschau" vom 14 Mai 1930, Seite 9

 

Abgeschrieben von Peter Letkemann.

Zugeschickt von Andreas Tissen (Email), alle seine Berichte.

 

 

Die Zeit in der wir leben, kommt uns sehr schwer vor. Unsere Leitende aus beiden Gemeinden sind in die Verbannung geschickt. Mir wurde das Wort wichtig in 2. Mose 17, 10-11. Haben wir die Hände unserer Leitenden genug unterstützt und für sie gebetet? Ich fühle micht hierin schuldig. Du wirst auch wissen wollen, wer von hier verschickt worden ist. Ich will Dir etliche nennen. Es sind 14 Familien:
1. Daniel Wiens (Ischalka),
2. Peter Rogalsky (Bogomasow),
3. Wilhem Riesen und 4. Johann Regehr (Dolinsk)
5. Peter Fast, jun. und 6. Kornelius Nickel, (Donskoj)
7. Daniel Neufeld und 8. Peter P. Dick, (Pleschanow)
9. Jakob Neufeld (Klinok)
10. Martin Kröker, (Kamenetz)
11. Fachtberger (Podolsk)
12. Daniel Boschmann (Krassikow), u.a.m.
                Dann sind noch mehrere festgenommen. Es ist eine sehr schwere und traurige Zeit.
                Wir warten mit Beben auf die Dinge, die da kommen werden. Du fragst, warum die Nachbarn nicht mehr schreiben? Die Ursache ist die, dass viele wegen den amerikanischen Briefen arretiert werden. Wundert Euch nicht, wenn man schweigt. Wir stehen an einer ernsten Frage. Wollen wir unser Glaubensleben behalten, so müssen wir auswandern. Hier geht’s mit dem Strom des Antichristen mit, wenn auch wir nicht, die wir in Christo leben, aber die nächste Generation – denn in den Schulen wird nur Antireligion getrieben. Wir hoffen fest auszuwandern, wohin, wird die Zeit lehren. Der alte Johann Beckerist anfangs Februar gestorben. Leichenrede hielt noch sein Dienstbruder Daniel Boschmann und Vorrede Jakob Neufeld. Beide Redner wiesen besonders darauf hin „Sein Haus vor dem Tode zu bestellen.“ Lebt wohl. Wir sind gesund. Wollen für einander beten. Das Gebet vereinigt uns . . .“
                Soweit der Brief. Grüßend Peter Riediger

   
Zuletzt geändert am 30 Juli, 2017