Lebenslauf des Jakob Wölk (1823-1908) (#350373), Fischau, Molotschna. In der Zeitung "Mennonitische Rundschau" vom 23. Juni 1909, Seite 16-17 |
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Abgeschrieben von Alena Eckert, alle ihre Berichte. |
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Da in No. 7 der Rundschau schon vom Editor angedeutet wurde, dass ich noch eine Beschreibung vom lieben Vater einsenden würde, so will ich solche hier folgen lassen. Doch zuerst noch eine Vorbemerkung. Da es sich mit Bestimmtheit voraussetzen lässt, dass diese Zeilen vielen in die Hände gelangen werden, denen manche hier später genannten Orte und Personen bekannt sein werden, darf es ihnen nicht vorenthalten werden, dass diese Beschreibung schon im Jahre 1891 vom Verstorbenen abgefast worden ist und dass folge dessen jetzt manche andere Bewohner an verschiedenen Orten wohnen als hier genannt und solches von den Lesern nicht für unrichtig angesehen werden darf. Nun führen wir uns den lieben Verstorbenen nochmals im Geiste vor und lassen ihn seine Erlebnisse selbst erzählen. Doch ich bin schon zu weit von meinem Motto abgekommen und muss deshalb zurückgehen, um meinen Zweck nicht zu verfehlen, nämlich mehr meinen Lebenslauf oder Begegnungen suchen darzustellen, wozu mir ein Kollege meines Alters sehr behilflich sein würde, weil ich aus meiner Jugendzeit keine Abschriften habe und solches nur aus meinem Gedächtnis sammeln muss. Nehme denn zuförderst meinen Anfang, wie schon erwähnt, dass ich den 15. Mai 1823 in Tiegerweide geboren bin und kaum das sechste Jahr erreicht, schon anfing die Schule zu besuchen. Weil damals aber in Tiegerweide noch kein Schulhaus war, so wurde, wie es in neuen Dörfern gewöhnlich ist, in Privathäusern Schulunterricht gehalten. Und so war mein Anfang bei Jakob Rempels in der großen Stube, allwo ein Lehrer Namens Bachmann den Unterricht erteilte. Nun zogen meine Eltern in Frühjahr 1830 nach Muntau. Da fand ich meinen dritten Schullehrer Namens Jakob Friesen; derselbe hatte mehr Schulkenntnisse schon aus Preußen mitgebracht und erzählte uns schon Weltgeschichten aus preußischen Städten und Dörfern, diktierte uns schon Briefe und bekamen auch schon etwas vom Brücherechnen. Freitags wurde Gesang geübt, wobei die Lehrerin Führer war. Dieser Lehrer Friesen war in den knappen Jahren 1833 und 1834 daselbst, wodurch er es denn auch gut erfuhr, welches mehr bemittelte Eltern der Schüler waren, weil solche ihn oft mit Lebensmitteln begabten, wodurch ihren Kindern bedeutender Vorzug zuteil wurde. Nach diesem Lehrer Friesen kam ein Lehrer Abr. Neufeld aus Blumstein, also mein vierter Lehrer, bei welchem ich denn auch Schluss mit dem Schulbesuch machte, nachdem ich mein 14. Jahr zurückgelegt hatte. Er war ein tüchtiger Lehrer, von dem ich mancher guten Belehrung mich noch erinnere. Nachdem ich nun mein Kursus beendigt hatte, ging‘s zum Handwerker und zwar zum Schuhmachermeister Gerhard Wiens in Muntau. Der Winter war noch nicht zu Ende, da starb die einzige Tochter des Meisters – er hatte nur einen Sohn und eine Tochter – dann ging’s noch mit dem Handwerk; aber nicht lange danach starb auch die Frau des Meisters, dann hieß es: kümmere dich um einen anderen Meister. Weil die Schuhmacher aber noch nur sehr selten waren, bekam ich keine Stelle. Meinem Kollegen Jakob Löwen ging es gerade so und somit begaben wir uns auf ein anderes Handwerk und zwar zum Horndrechselmeister, Joh. Fast, in Halbstadt im Jahre 1839. Dort war ich ein Jahr und lernte so viel, dass ich schon Pfeifenröhre und Schmiedgen allein machen konnte. Im Jahre 1840 begab ich mich schon als Geselle nach Petershagen zu einem Jakob Worms, ebenfalls ein Horndrechseler, der aber auch bei an Schulmeister war, welches mir sehr zustatten kam, weil ich eigentlich von Jugend auf einen Trieb zum Schulfach hatte und deshalb hier die Schule dem Handwerk bevorzugte. Dieses war dem Lehrer denn auch von großem Interesse, weil er sich oft Nebengeschäfte machte und mir die Schule öfters überließ, was mir denn auch viel besser ging als das Handwerk, besonders weil die obersten Knaben beinahe meines Alters waren. Dazu konnten wir uns noch während seiner Abwesenheit die Lehrgegenstände selbst wählen, was öfters Anfang war, woraus denn doch meistens ein regelmäßiger Stundenplan entstand. Ich muss es aber gestehen, dass dieser Winter von großem Nutzen für meine späteren Jahre gewesen ist, weil ich zu diesem Fache, wenn auch nur um 12 Jahre später, kam. Inzwischen führte der Herr mich noch auf manche andere Wege und könnte der Mensch solche im Voraus sehen, dann würde er in seiner Schwachheit wohl manchmal fragen: warum Herr, so weit herum? Und wenn wir uns auch so manchen Nebenweg wählen, so führt er doch zum Ziele. Hier bei oben erwähntem (Jakob) Worms war ich nur einen Winter, kaufte ihm aber die Drehbank mit Gerätschaft ab, um mein eigenes anzufangen. Zum folgenden Jahre vermietete ich mich daselbst bei Franz Kornelsen für 125 Rbl. In diesem Jahre 1843 gab es noch weniger Getreide, von 10 bis 15 Tschtw. Weizen von der Wirschaft und so auch nur das Übrige. Es war ein sehr frühes Frühjahr, denn es wurde schon den 8. März die Saatzeit beendigt. Dann fing es wieder an zu frieren und schneien, so dass wir am folgenden Morgen, welches Sonntag war, auf den Schlitten zur Kirche fuhren. Das erstgesäte Getreide war schon aufgegangen und grünte, verfror aber sozusagen total. Ich habe es bisher beobachtet, dass solche frühe Saatzeit nicht eine reiche Ernte gab. Es war dieses für mich wichtiges Jahr, weil mein Vater in demselben starb. Zum Winter 1844 begab ich mich wieder auf mein Drechsler Handwerk und zwar bei meiner Schwester und Schwager Peter Löwens in Muntau; auch Johann sein Bruder war da in Kost und arbeitete an der Hobelbank; wir zahlten beide Kostgeld und schliefen in einem und demselben Bett. Im Frühjahr 1845 gingen wir beide mit dem Meister Peter Weiß mit Zimmern nach Prischipp zum Vorsitzer Glöckler. Dann wurde ich im Herbst krank und musste etwa drei Monate im Bett zubringen. Ich hielt mich dann schon wieder im Herbst bei meiner Schwester J. Barchen auf und zu Neujahr war ich so ziemlich wieder gesund, nur noch sehr schwach. Im Jahre 1845 vermietete ich mich nach Fabrik-Klassens zum Aufseher über die Leute nur in der Wirtschaft, bekam von Neujahr bis Martin 125 Rubel, ich war da mit Abr. Driedger zusammen. Das folgende Jahr 1846 habe ich bei P. Thießens, Muntau gezimmert bis zur Ernte mit P. Wiens, dann habe ich mich den 18. August 1846 mit Helena Löwen verheiratet. Sie wurde den 25. Februar 1827 geboren. Wie schon erwähnt bin ich 1846 in den Ehestand getreten und wohnten wir die ersten zwei Winter bei den Schwiegereltern, Wilhelm Löwens (#46020) in Muntau. Im Winter betrieb ich das Drechslerhandwerk und im Sommer ging ich zimmern, während meine liebe Frau sich mit Strohhüte flechten und Nähen beschäftigte. Schon im zweiten Jahr schafften wir uns Pferde und Wagen an und pachteten auf der Schäfereisteppe sechs Deßj. Land, hatten auch im Jahre 1848 eine ziemlich gute Ernte. Jedoch wegen Mangel an Raum sahen wir uns nun genötigt, um eine andere Wohnung zu kümmern und mieteten wir uns das Dorfshaus nebst ein Stück Wiese dabei für 25 Rbl und gab’s hier wenigstens auf einen Winter Heu für unser Vieh. In 1849 mussten wir uns wieder eine andere Wohnung besorgen, weil in dem Dorfhaus ein Dorfschmied Namens David Baier eingenommen wurde. Nun mieteten wir uns bei Johann Friesen ein, wo gegenwärtig Jakob Eck wohnt. Da hatten wir aber viel Unglück und trotzdem dass wir das Handwerk fleißig betrieben, kamen wir doch dieses Jahr einen tüchtigen Schritt zurück. Wie schon erwähnt, wir hatten zwei Pferde, und im Frühjahr noch vor der Saatzeit wurde das eine Pferd toll, welches in eine Sarrai gesperrt wurde bis es am dritten Tage kreppierte. Da wir unserer viele damit geschafft hatten , mussten auch alle Tolltrunk trinken. Nun musste zur Saatzeit ein Pferd gemietet werden und die Ernte war in diesem Jahre nur gering. Dann kam der Herbst mit seinen neuen Sorgen, und ich saß eines Abends wie gewöhnlich bei meiner Drehbank und meine liebe Frau bei ihrer Hantierung, als sich ganz unverhofft schon etwas späte die Türe öffnete und ein paar Männer eintraten mit der Anrede: „Nun, Jakob, stelle Deine Drechslerei nur in den Winkel!“ Auf die Frage, was es nun gebe, bekam ich zur Antwort: „Die Gemeinde will dich zum Schullehrer haben, weil der Lehrer Gooßen den ferneren Schuldienst abgesagt hatte.“ Nun dachte ich, sollte der Herr uns hier eine Tür für unsere künftige Tage aufgetan haben? Ich konnte mich nicht gleich dazu entschließen, trotzdem ich hierzu nicht abgeneigt war, so war ich dazu doch nicht vorbereitet und sagte, dass ich vom Verein, welchem damals das Schulwesen oblag, nicht die Erlaubnis bekommen würde. Als ich dann beim Verein deswegen mit einer Bittschrift einkam, bekam ich zur Antwort: wenn ich hierzu einen inneren Trieb fühlte, würde der Verein mir behilflich sein, eine Schule übernehmen zu dürfen, wenn es auch diesmal in Muntau noch nicht sein konnte. Die Ursache weshalb ich die Schule nicht übernehmen durfte war, weil ich mich erst hierzu vorbereiten sollte, was mir den Mut nahm. Doch der Herr wusste die Sache so zu lenken, dass ich bald Gelegenheit bekam, mir die erforderlichen Kenntnisse zu erwerben. Es trug sich also zu, dass die Muntauer Dorfgemeinde sich einen ledigen Lehrer Namens Isaak Fast mietete, welcher Einwohner brauchte, um die Schule zu besorgen und ihm die Kost zu geben. Dieses alles übernahmen wir uns nun auf ein Jahr (es war das Jahr 1850) und nahm ich diesen Winter teil am Schulunterricht; leider konnte ich die Zeit nicht so auskaufen, wie ich es vorhatte, weil ich oft kränklich war und mich deshalb in der Lehrart nicht so fördern konnte wie ich wollte. Dann musste ja auch für unsere Unterhaltung gesorgt werden, wozu wir auch noch etwas Pachtland besät hatten, wovon wir aber nichts bekamen, weil die kleinen Heuschrecken alles abfraßen, folge dessen wir auch nur ein kärgliches Auskommen hatten. Weil ich, wie schon erwähnt, oft kränklich war, wollte ich das Examen zum Frühjahr schon einstellen, aber der Zentral-Lehrer Jakob Wiebe flößte mir Mut ein, ich sollte es nicht aufgeben, denn es würde berücksichtigt werden, dass ich krank gewesen. Das Frühjahr kam uns es fehlte an Schullehrer. Dann wurden wir unserer drei auf einen bestimmten Tag in die Halbstädter Zentralschule eingeladen, Abr. Ediger, Jakob Buller und ich. Ich ergab mich ganz in den Willen dessen, der mich bis hierher gebracht hat, würde mich auch ferner nicht verlassen. Ihr könnt euch denken, meine Lieben, was es für ein Ringen gab, aber wiederum musste ich erkennen, dass der Herr mit mir war. Wir wurden in Gegenwart des Vorsitzers Philipp Wiebe und Lehrer Jakob Wiebe, wie auch noch drei Schulzen, Gnadenfelder, Waldheimer und Fischauer geprüft, weil diesen drei Gemeinden es an Lehrern fehlteM wes musste jedoch ein jeder für sich allein Examen ablegen. Doch nach Beendigung des Examens erhielt ich die Erlaubnis mir die Schule in Fischau zu übernehmen. Mir wurde nun eine Gage fürs Jahr 1851 von 60 Rubel zugesagt, etwas Getreide, 3 Deßj. Heugras und 2 Deßj. Pflugland. Hier ging es uns nun ganz gut, nur musste ich auch in der Kriegszeit 1854 und 55 an Typhuskrankheit eine ziemliche Zeit leiden, woran hier im Dorfe mehrere starben. Sechs Jahre bediente ich in Fischau die Schule, wäre auch wegen Verhältnissen der Dorfgemeinde noch länger geblieben, wenn nicht die Muntauer Dorfgemeinde einen Riß hierin gemacht hätte, indem sie den Lehrer Isaak Fast entließ und mich mietete. Jedoch musste ich beim Vorsitzer David Kornies mit einer Bittschrift von annehmbaren Ursachen einkommen, um die Erlaubnis, die Schule zu wechseln, zur erhalten. Dann duften wir im Frühjahr 1857 mit Erlaubnis des Vorsitzers nach Muntau ziehen für eine Gage von 70 Rubel, etwas Getreide, 4 Deßj. Pflugland und 3 Deßj. Heugras. Dann kam wieder eine ernste Zeit, indem der Herr meine Ehegattin, geb. Löwen, im Jahre 1860 durch den Tod von mir nahm. In demselben Jahre am 8. November (1860), trat ich in die zweite Ehe und zwar mit Helena Boschmann, geborene den 26. Dezember 1839. Nachdem wir in Muntau zehn Jahre die Schule bedient, sollte die russische Sprache eingeführt werden, welcher ich nicht mächtig war, da ich solche gar nicht gelernt hatte in meinen Schuljahren, und somit trat wieder für uns eine schlimme Zeit ein. Doch schien sich wieder eine Tür zu öffnen, indem es hieß „Ansiedeln“. Ich bekam, da ich schon lange im Schuldienste war, die Erlaubnis, mir zu wählen wo ich ansiedeln wollte. Ich wählte mir auf dem Schäfereilande anzusiedeln, hatte schon ein Loos genommen; aber leider scheiterte auch dieses Vorhaben, denn die Anwohner mit ihren Kommission brachte es so weit, dass das unbesiedelte Land bei den Häusern zu 12 Deßj. zugeteilt wurde, und da wir kein Haus hatten, bekamen wir auch kein Land. Nun war guter Rat wieder teuer – denn Schuldienst hatte ich schon abgesagt und zur Landwirtschaft vieles angeschafft. Dann kaufte ich von Peter Thießen, Muntau, die Halbwirtschaft für 3200 Rubel. Im Frühjahr 1867 bezogen wir hoffnungsvoll diese Wirtschaft. Es war dieses wieder ein fruchtbares Jahr und bekamen wir 76 Tschtw. Weizen, konnten auf Abschlag unserer Wirtschaft 500 Rubel zahlen – also einen guten Anfang. Doch es ging nicht lange so; obzwar uns nur 1866 das Vieh alles krepierte, so fiel uns das Vieh 1873 wieder und zwar an der Pest. Dann sah ich mich genötigt, nebenbei etwas zum Erwerb zu betreiben. Entschloss mich für Abr. Ediger, Berdjansk, welcher mich dazu anhielt, Weizen zu kaufen, bekam 15 Kop. Kommission per Tschetwert. Es ging dieses Geschäft gut und verdiente ich auch ziemlich damit. Im Herbst 1873 kam es wieder anders. Es kamen russische Fuhrleute bei uns auf den Hof und baten, ich möchte ihnen Weizen zu laden geben nach Berdjansk. Da diese Fuhrleute … Pass anzuweisen hatten, gewährte ich ihnen diese Bitte und gab ihnen auf sieben Fuhren, 38 ½ Tschetwert Weizen zu laden, welchen ich zu 11 Rubel 50 Kop. gekauft hatte. Weil es aber unaufrichtige Fuhrleute mit falschem Pass waren, lieferten sie den Weizen nicht an Kaufmann Ediger, Berdjansk, sondern an irgendeine andere Person, wodurch ich einen Verlust von 500 Rubel hatte. Jedoch das bekannte Sprichwort sagt: „Ein Unglück kommt selten allein.“ Dieses bewahrheitete sich auch bei uns. Zwischen Weihnachten und Neujahr brachen Diebe in den Stall, nahmen unsere besten Pferde, wie auch den Gemeindehengst, den Wagen und alles Geschirr, was im Stall war. Alles war spurlos verschwunden, außer dem Wagen, welchen wir zurückbekamen. Nun waren 500 Rubel für den gestohlenen Weizen die besten Pferde, welche damals 300 Rubel wert waren, weg. Also unser kleines Vermögen, welches wir hatten als wir die Wirtschaft kauften, war sozusagen gänzlich untergraben. Nun konnte ich mit Hiob einstimmen: Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen usw. Ich erinnere mich noch, dass wiewohl ich mich sehr geschlagen fühlte, dennoch nicht zagte, denn ich wusste es zu gut, dass nichts von ungefähr geschehe und auch dieses eine Zulassung von Gott sei. Auch tröstete ich mich mit den Worten: „Der es nimmt, der gibt auch wieder.“ Mein Gebet war nun, der Herr, der Wunden schlägt, wolle uns aus Gnaden nochmals eine Türe auftun für unser zeitliches Fortkommen. Es wurde nun bekannt, dass die Witwe Bernh. Dörksen in Fischau ihre Vollwirtschaft am 10. Januar 1875 durch Ausruf verkaufen wollte, weil ich diese Wirtschaft gut kannte, dieselbe würde nicht teuer werden, kam es mir in den Sinn, diese müssten wir kaufen – doch nur wenn es des Herrn Wille sei. Ich bekam besonderen Mut hierzu und kaufte die Wirtschaft für 3305 Rubel. Von den letzten sechs Jahren, d.h. von 1902 bis jetzt sind keine Ereignisse vom lieben Verstorbenen zu verzeichnen.
Das letzte Lebensjahr von Jakob Wölk (#350373), Fischau, Russland. Erstens sprach Br. Wilhelm (#1153314) über 2. Tim. 2,8: Halt im Gedächtnis Jesum Christ. Dann fernen war sein Befinden ein sehr wechselhafte – bald besser, bald schlimmer und blieb er wie auch früher schon, doch nach dieser Krankheit besonders schwächlich, wie es ja dem lieben Editor, der ihn am 19. Juni besuchte, noch bekannt sein wird. Nun verlebte der liebe Vater den Sommer hindurch unter großem Wechsel, und kam eine Zeit wo der Gedanke in uns rege wurde, ob der Herr ihn noch würde die goldene Hochzeit erleben lassen, bis zu welcher noch ein Zeitraum von 1 J, 10 M., 10 Tage geblieben. Doch wiederum; der Mensch denkt und Gott lenkt. Aber diesmal kam es anders als vorher, denn als er Weihnachten zweiten Feiertag gesund zu Mittag gespeist und sich dann vom Tisch erhob, um aus der hinteren Stube in die vordere zu gehen – die Stuben sind dem lieben Editor bekannt, nicht wahr? – (Jawohl, dort aßen wir zusammen grüne Bohnen und dann durfte ich mich durch ein Mittagsschläfchen erquicken – Editor), dann überfiel ihn der Husten und indem er sich noch beeilte, um die Bank zu erreichen, fiel er so heftig auf den Fußboden, dass er hilflos dalag und von den Anwesenden aufs Lager gebracht werden musste, denn das linke Bein konnte er nicht bewegen und sagte auch gleich, es müsse gebrochen sein, denn er hatte sehr große Schmerzen daran. Dann wurde noch vor Abend der Arzt T. herbeigeholt, welcher nach Untersuchung konstatierte, dass das Bein völlig gebrochen sei. Nun ging es an ein Zurechtmachen des Beines und zwar unter fürchterlichen Schmerzen und jämmerlichem Schreien des alten Vaters, so dass die Momente wohl für alle Anwesenden ein unvergesslicher sein wird, und die härtesten Herzen imstande gewesen wäre zum Schmelzen und Mitgefühl zu bringen. Anmerkung: Br. Wölk, Sohn des verstorbenen Vaters Wölk schreibt, dass er später eine Lebensbeschreibung seines Vaters für die „Rundschau“ schreiben wird. Dieselbe wird interessant sein, denn Onkel Wölk hat in seinem bewegten Leben viel erfahren. Alte Fischauer in Amerika, die nicht die „Rundschau“ lesen, sollte man hierauf aufmerksam machen. – Editor. |
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Zuletzt geändert am 15 September, 2020 |