Willi Vogt. Mennonitische Ahnenforschung

 

Buch: Mennonitisches Jahrbuch 1913. D. Epp. 1914. Halbstadt
Artikel: Medizinischer Bericht ueber die Mennoniten - Irren-, Heil- und Pflegeanstalt "Bethania" fuer die Zeit vom 1. Dez. 1912 - 1. Dez. 1913. Von Dr. med. Wilh. Stieda.
 
   
 
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auch die Baeckerei der Anstalt, in der ein Pfleger mit Hilfe 2 Kranker die Arbeit leistet. Sollte es in den Abteilungen an Platz mangeln, so ist es moeglich, 2-3 Kranke ganz in die Baeckerei auszusiedeln.
Die Frauenabteilung war am Schluesse des vorigen Berichtsjahres verwaist - es fehlte die Oberin. Im Februar, 1913 trat Schwester Frieda Haggist aus Brombach in Baden, eine in Karlsruhe ausgebildete Diakonissen, in den Dienst "Bethanias" und uebernahm die Stelle einer Oberin. Nach dem Umzug ins Hauptgebaeude und Eroeffnung der neuen Abteilung dortselbst, blieb Schwester Justine Funk in der alten Abteilung "Bethel" als Abteilungsschwester.
Da die neuen, ruhigen Abteilungen zum Teil auch bettlaegerige und aufsichtbeduerftige (z. B. selbstmordgefaehrliche) Kranke beherbergen, wurde auch in diesen Abteilungen eine Nachtwache eingefuehrt, so dass gegenwaertig in "Bethania" 2 Nachtpfleger und zwei Nachtpflegerinnen taetig sind. Ihr Dienst dauert von abends 8 Uhr bis morgens 8 Uhr - am Tage sind sie frei und koennen schlafen und sich erholen. Jede Nachtwache dauert 1 Monat, und alle Pfleger und Pflegerinnen, kommen der Reihe nach dran, mit Ausnahme des Abteilungspflegers und der Abteilungspflegerin.
Bestaendige, nie nachlassende Aufsicht Tag und Nacht - das ist ja eine Hauptbedienung im Leben einer Irrenanstalt. Nur wenn diese Bedingung voll und ganz erfuellt wird, ist es moeglich, eine zwanglose, freie Behandlung in der Anstalt durchzufuehren. Auch im laufenden Jahre ist in "Bethania" an diesem Prinzip festgehalten worden, wie es die moderne Irrenheilkunde verlangt. , - -
Dem Pflegepersonal ist es streng verboten - bei Gefahr sofortiger Entlassung - Kranke zu schlagen oder irgendwie sonst zu vergewaltigen. Ebenso streng wird an der zelleulosen Behandlung festgehalten, d. h. es darf nie ein Kranker in einem Einzelzimmer, in einer sogenannten "Zelle" eingesperrt werden. Die vielen Gaeste, die im Laufe des Jahres "Bethania" besucht haben, hatten Gelegenheit zu sehen, dass die Einzelzimmer nur als Schlafzimmer benutzt werden und dass die Kranken die Moeglichkeit haben, jederzeit aus ihrem Zimmer frei aus und einzugehen.

 

         
 
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Zuletzt geaendert am 25 Mai 2008.