|
162
Wirtschaftliches.
Im grossen und ganzen gab das Jahr 1912
den Kolonien eine gute, an manchen Stellen sogar reiche Ernte,
nur dass der aussergewoehnlich regnerische Sommer
die Bergung des Segens sehr erschwerte, teilweise sogar unmoeglich
machte, oder aber das Produkt stark entwertete.
Die Halbstaedter Wolost erntete an Winterweizen von 19,016
Dess. - 165,546 Tschtw., Sommerweizen von 28 Dess. - 847 Tschtw,,
Roggen von 919 Dess. - 7305 Tschtw., Gerste von 6,069 Dess.
- 66,1l7 Tschtw., Hafer von 3,814 Dess,-49,477 Tschtw., Mais
von 213 Dess.- 1685 Tschtw., Kartoffeln von 379 Dess. - 6,608
Tschtw.
In den Chortitzer Kolonien fiel die Ernte quantitativ besser
ans als im Vorjahre, die Dess. gab im Durchschnitt 57 Pud
7 Pfd. Sommerweizen. Orenburg hatte nach der vorjaehrigen
Missernte einen sehr guten Ertrag, teilweise auch Sibirien,
nur dass hier stellenweise der viel zu frueh eingetretene
Frust die noch auf dem Halm stehende Frucht wieder verdarb.
Die sibirischen Ansiedler haben jedoch an manchen Orten von
10-15 Tschtw. Weizen, Gerste bis 20 und Hafer bis 25 Tschtw.
von der Dessjatine bekommen.
Der Durchschnittspreis fuer Weizen hat sich nicht gehoben,
103 Kop. pro Pud.
Durch das unguenstige Regenwetter im Sommer 1912 wurden
teilweise auch die bis dahin immer noch steigenden Landpreise
zum Stehen gebracht, wohingegen von einem Fallen derselben
noch nichts zu merken ist. Doch die Nachfrage und das atemlose
Jagen der kauflustigen Landsucher hat gegen das Ende des Jahres
sehr wesentlich nachgelassen.
Die Lage der Maschinenfabrikation hat sich nicht gebessert,
im Gegenteil, manche Fabriken Waren gezwungen, ihre Zahlungen
einzustellen.
Die Muehlenindustrie zeigte dasselbe Bild wie im Vorjahre:
wieder dieselbe schwache Fruehjahrssaison und eine Belebung
im Herbst nach der vielfach verregneten Ernte, da der Balkankrieg.
eine sehr flotte Mehlnachfrage ins Ausland, hauptsaechlich
nach der Tuerkei, bewirkte. Die
|
|