Willi Vogt. Mennonitische Ahnenforschung

 

Buch: Mennonitisches Jahrbuch 1905. H. Dirks. 1906. Halbstadt
Artikel: Etwas ueber Krankheit und Heimgang des Aeltesten der Kronsweider Gemeinde Peter Klassen. (Von seinem Sohne Joh. Klassen)
 
   
 
Seite 87
 
         
 

87

Etwas ueber Krankheit und Heimgang des Aeltesten der Kronsweider Gemeinde Peter Klassen.

Ich will dir, lieber Leser, etwas von dem Kranken- und Sterbebette meines Vaters, Peter Klassen, erzaehlen.
Mir ist heute, waehrend ich dies schreibe, zumute, als ob ich alles, was sich dort zutrug, noch einmal durchzuleben haette, und doch ist ja schon bald ein Jahr verflossen seit der Zeit, in welcher mein Vater zu seinen Vaetern versammelt wurde.
Mein Vater hielt sich nicht fuer einen Heiligen, sondern fuer einen von Gott begnadigten Suender. Aber sein Verhalten auf dem Sterbebette legte genuegend Zeugnis davon ab, dass er einen festen, unerschuetterlichen Glauben besass und infolgedessen nie Mangel an Trost hatte. Viele, die ihn an seinem Krankenbette besuchten, bekannten, dass sie sich an seinen Worten erbaut haetten.
Wieviel Freude ihm diese Besuche machten, das fuehlte ihm jedermann ab, wenn er sah, wie der lebensmuede Greis die magere Hand ausstreckte und mit kaum vernehmbarer Stimme ein "Willkommen" entgegeufluesterte. Ich sage hier allen, die meinen Vater besucht haben, einen herzlichen Dank! Nun moechte ich die Besuche dreier Aeltesten in aller Kuerze etwas streifen.
Der Aelteste Isaak Dyck, ein sehr intimer Freund meines Vaters, scheute weder Weg noch Wetter, als er vom hoffnungslosen Zustande und allem Anscheine nach nahe bevorstehenden Tode meines Vaters hoerte. Er kam, um seine grosse Liebe zu ihm zu bekunden, mit ihm noch zu beten und zu singen. Gott segne ihn reichlich dafuer!
Ganz unerwartet kam der Befuch des Aeltesten Abraham Unrau. D, wie dankbar bin ich diesem lieben Manne fuer den Besuch! Wenn ich mir im Geiste vergegenwaertige, wie gross die Freude des Kranken war, als der Besucher des Vaters Hand so liebevoll umfasste und davon sprach, dass der liebe Gott einem jeden die Last selber zuwiege, damit sie nicht zu schwer werde, da druecken ich ihm im Geiste die Hand und sage: "Im Himmel soll dir's wohl belohnt werden." -
Aber am ergreifendsten kam es mir jedes Mal vor, wenn unser

         
 
Seite 87
 

 

 


Zuletzt geaendert am 25 Mai 2008.