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                  Ein wesentliches Mittel zur Fortbildung der 
                    Jugend wie zur Volksbildung ueberhaupt sind ohne Zweifel gut 
                    gewaehlte 
                   
                  Bibliotheken. 
                  Hierueber heisst es in einem Referat von Lehrer 
                    D. Epp: ,,Ein gutes Buch ist ein koestlicher Schatz. Gute 
                    Buecher lesen bietet unbezahlbaren Gewinn. Wer einem andern 
                    ein gutes, lehrreiches Buch in die Hand gibt und ihn zum Lesen 
                    desselben veranlasst, der tut ein gutes Werk an ihm". 
                    Unter den bestehenden Bibliotheken verdienen zunaechst diejenigen 
                    auf den Forsteien, wo unsere Juenglinge ihren obligatorischen 
                    Staatsdienst ableisten, hervorgehoben zu werden. Diese bestehen 
                    schon seit einer Reihe von Jahren und haben eine besonders 
                    wichtige Bedeutung, Weil sie einer ganzen grossen Schar von 
                    jungen Maennern Licht und Erkenntnis bieten. Dies ist nicht 
                    nur der Fall, weil dort ihrer viele in einem Hause wohnen, 
                    sondern mehr noch, weil jaehrlich der vierte Teil von ihnen 
                    abgeht und andere dazu kommen; dass also nach einer bestimmten 
                    Zeit ein jeder unter ihnen sein Gebrauchsrecht der Bibliothek 
                    an einen andern, einen ihm im Dienste folgenden Kameraden 
                    abtreten muss, Dadurch kommen verhaeltnismaessig viel mehr 
                    Leser zur Benutzung der Bibliothek, als es daheim in derselben 
                    Zeit der Fall sein kann. Nichtsdestoweniger hat sie auch in 
                    der ,,Heimat" eine hohe Bedeutung. Hier nimmt unter den 
                    Privat- und Gemeinschaftsbibliotheken jedenfalls die juengste, 
                    erst jetzt im Berichtsjahr (1903) entstandene Chortitzer Bibliothek 
                    die erste Stelle ein. Sie ist mit einer Lesehalle verbunden, 
                    hat bereits an 700 Buecher und einen Abonnentenkreis von ca. 
                    100 Personen. Ihr wurden bedeutende Schenkungen von einer 
                    Berliner Buchhandlung gemacht: 80 Baende fuer ca. 80 Rbl., 
                    und aus dem Nachlass Ssoldatenkos in Moskau erhielt sie eine 
                    Kollektion von 90 Buechern im Werte von ca. 266 Rbl. - Auch 
                    die Lesehalle wird gut benutzt; es kamen im letztverflossenen 
                    Monat durchschnittlich bereits 16 Personen auf den Abend. 
                    
                    
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