|
73
Ein wesentliches Mittel zur Fortbildung der
Jugend wie zur Volksbildung ueberhaupt sind ohne Zweifel gut
gewaehlte
Bibliotheken.
Hierueber heisst es in einem Referat von Lehrer
D. Epp: ,,Ein gutes Buch ist ein koestlicher Schatz. Gute
Buecher lesen bietet unbezahlbaren Gewinn. Wer einem andern
ein gutes, lehrreiches Buch in die Hand gibt und ihn zum Lesen
desselben veranlasst, der tut ein gutes Werk an ihm".
Unter den bestehenden Bibliotheken verdienen zunaechst diejenigen
auf den Forsteien, wo unsere Juenglinge ihren obligatorischen
Staatsdienst ableisten, hervorgehoben zu werden. Diese bestehen
schon seit einer Reihe von Jahren und haben eine besonders
wichtige Bedeutung, Weil sie einer ganzen grossen Schar von
jungen Maennern Licht und Erkenntnis bieten. Dies ist nicht
nur der Fall, weil dort ihrer viele in einem Hause wohnen,
sondern mehr noch, weil jaehrlich der vierte Teil von ihnen
abgeht und andere dazu kommen; dass also nach einer bestimmten
Zeit ein jeder unter ihnen sein Gebrauchsrecht der Bibliothek
an einen andern, einen ihm im Dienste folgenden Kameraden
abtreten muss, Dadurch kommen verhaeltnismaessig viel mehr
Leser zur Benutzung der Bibliothek, als es daheim in derselben
Zeit der Fall sein kann. Nichtsdestoweniger hat sie auch in
der ,,Heimat" eine hohe Bedeutung. Hier nimmt unter den
Privat- und Gemeinschaftsbibliotheken jedenfalls die juengste,
erst jetzt im Berichtsjahr (1903) entstandene Chortitzer Bibliothek
die erste Stelle ein. Sie ist mit einer Lesehalle verbunden,
hat bereits an 700 Buecher und einen Abonnentenkreis von ca.
100 Personen. Ihr wurden bedeutende Schenkungen von einer
Berliner Buchhandlung gemacht: 80 Baende fuer ca. 80 Rbl.,
und aus dem Nachlass Ssoldatenkos in Moskau erhielt sie eine
Kollektion von 90 Buechern im Werte von ca. 266 Rbl. - Auch
die Lesehalle wird gut benutzt; es kamen im letztverflossenen
Monat durchschnittlich bereits 16 Personen auf den Abend.
|
|